28. Januar 2019
First stop New York - nach einem total 12 Stunden Flug ab Zürich bin ich physisch in einer der grössten Städte der Welt angekommen. Mental brauchte es jedoch einige Tage. Die Realisierung; "Hey, du bist auf einem komplett anderen Kontinent, in einem komplett anderen Land" gab mir genug Stoff um nachzudenken. Nach einem gigantischen Jetlag lebte ich mich in die erste Unterkunft ein, diese lag in der Nähe von Brooklyn. Die Frage, wie erkenne ich einen echten einheimischen New Yorker (Oder "USAner" - de isch für di gsi Marietta) ist einfach zu beantworten - An der sehr direkten und forschen Art. Alles muss schnell gehen und funktionieren.
Zudem ist die Frage "Do you have Instagram?" das neue "Can I have your number?".
Nach der ersten Unterkunft bei Brooklyn wohnte ich spontan "zmitzt im Kuacha", wie wir so schön sagen. Nähe des "Union Square", zu Fuss ca. 15 Minuten bis zum Central Park und zwei Mal umfallen, schon war ich am "Time Square".
Von überall her wurde über die Kältewelle berichtet, ich bekam das aber irgendwie nicht mit. Während dem ich mit einem Freund durch den Central Park spazierte fing es plötzlich an zu schneien und ich dachte nur: "Damn, cool! Es schneit in NY."
Nach einer Woche New York sieht mein Fazit folgendermassen aus: Wenn "Hektik" eine Stadt wäre, dann wäre es definitiv New York. Trotzdem sind die Leute überaus freundlich und heissen dich willkommen.
Folgend findest du weitere Impressionen mit Bildbeschreibung welche in der letzten Woche entstanden.
Dieser kleine Kerl, damit meine ich das Eichhörnchen welches unter anderem auf den Bildern zu sehen ist tauften wir liebevoll MUCHO WALNUT. Vorname Mucho, lateinamerikanischer Abstammung natürlich. Er macht sich grosse Sorgen um Trump's Wall und sammelt so Lebensmittel für seine Angehörigen auf der anderen Seite der Grenze. Herzzerreissende Geschichte, ich weiss.
So, nun wünsche ich dir viel Spass bei meinen Bildern!
See ya again in June, NYC. You're crazy! :)
Drop the mic.
04. Februar 2019
Teil 1
Montag, Abflugzeit nach San Francisco nach Angaben um 5.15 pm vom JFK international Airport in New York. Nach erheblicher Verspätung des Flugzeuges kam ich spät Abends in San Francisco an. Auf dem Weg ins Zentrum der Stadt lernte ich ein überaus freundliches Pärchen kennen, Steph & Jam, diese zwei verhielten sich definitiv einladender als das Wetter an diesem trüben und kühlen Abend.
Wir kamen schnell ins Gespräch und die selbe Wellenlänge wurde immer klarer. Selten sah ich so ein schönes Paar, welches einen wirklich glücklichen und zufriedenen Eindruck machte. Beide wohnten in einer kleinen Wohnung mitten in San Francisco, somit konnte ich die erste Nacht in dieser Grossstadt spontan bei Ihnen verbringen. Weiter unten findest du unter anderem Schnappschüsse von den zweien plus Jam's Hund "Stella".
Am folgenden Morgen stieg ich aus Neugier in irgendeinen Bus ein, ohne genau zu wissen wohin der mich fuhr. "Bis zur Endstation" war mein Tagesmotto, das solltest du einmal versuchen - ist grossartig. ;)
Somit landete ich mitten in der "Haight Street", der Hippie-Metropole schlecht hin. In der Strasse in der zum Beispiel Janis Joplin und Scott McKenzie ein und aus gingen. If you're going to San Francisco... Wer kennt die Hippie-Hymne der 60er Jahre nicht?
In der "Haight Street" gefiel es mir so gut, dass ich beschloss die nächsten Tage dort zu verbringen. Schnell lernte ich eine Gruppe kennen welche fast täglich im "Golden Gate Park" beim sogenannten "Hippie Hill" herumhing, kiffte und Musik machte. Die meisten dieser Gang waren obdachlos und haben vieles verloren... die Familie, den Job, ihr Geld usw. Trotzdem schritten sie mit solch einer Zufriedenheit durchs Leben - ich finde davon sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen. Zudem sind einige verdammt gute Musiker welche wirklich Talent haben unter ihnen. Zusammen verbrachten wir einige Zeit im Park, spielten Gitarre und sangen.
"My auntie lives nearby, would you like to meet her? She's really cool!", fragte mich einer der Jungs. "Why not. How old is your auntie by the way?" - "She will be 60 soon, but she's actually younger than us both together". Als ich das riesige alte Haus und somit das Wohnzimmer seiner Tante betrat wusste ich was er mit dem meinte. Ich sah eine etwa 1.50m kleine schwarze Frau mit Glatze mit Ihrer Nintendo Wii Konsole Tennis spielen. Im Hip-Hop Style gekleidet, heisst mit einem weiten Hoodie, knallroten Sneakers, einem ebenso knallroten Cap, plus natürlich der passenden kleinen Umhängetasche machte sie Roger Federer grosse Konkurrenz. Zudem klatschte sie sich Make up ins Gesicht wie eine 14 Jährige, welche gerade das Schminken für sich entdeckte. Und ja, ich spreche hier von einer bald 60 jährigen Frau die in diesem Haus geboren wurde, dort aufwuchs und nie ging. Ich weiss nicht ob ich das witzig, schön oder traurig finden sollte. Ich denke von allem ein wenig.
Das Haus selber sollte meiner Meinung nach zu einer der vielen Sehenswürdigkeiten in San Francisco dazu gehören. Die hohen Wände wurden alle mit alten 60er- oder 70er Jahre Hippie-Postern tapeziert und überall hingen grosse Traumfänger und Tücher.
"Auntie" - so nennt sie sich und will auch so genannt werden - ist buchstäblich eine der coolsten sowie stursten Frauen die ich je kennenlernte.
Nach einigen Tagen vollstem Grossstadt- und Hippie- Erlebnis entschied ich mich spontan dazu ein paar Tage abseits von San Francisco, der Stadt selber zu verbringen. Alleine. Somit sah ich mich auf Airbnb etwas um und entdeckte eine verlockende Unterkunft welche ich kurzerhand buchte.
Zwei Tage später reiste ich mitsamt meinem Gepäck vier Stunden mit dem Zug/Bus nach "Pescadero", ein kleines Dörfchen mitten im nichts. In einem Vorort von Pescadero traf ich David, den sehr zuvorkommenden Gastgeber meiner Unterkunft. Ich übernachtete in einem kleinen alten Van, welcher von David zu einem Häuschen umgebaut wurde. Dieses Häuschen verfügte nur über ein Bett. Kein Strom. Kein WLAN. Einfach nichts. Man musste von der Unterkunft aus zuerst 1-2 Meilen weit laufen, damit man irgendwo war.
Ein paar Häuser, ein kleines Restaurant, ein noch kleinerer Supermarkt, eine Bank, eine Tankstelle und eine Poststelle - willkommen im Zentrum von Pescadero!
Zusätzlich liegt das Dorf in der Nähe der Küste, welche in einer guten Stunde zu Fuss erreichbar ist.
ÖV-Verbindungen zurück in die Stadt San Francisco? Kein Problem. Einmal täglich (um 6 Uhr morgens) fährt ein Bus in Richtung Grossstadt.
Diese paar Tage abseits der Zivilisation waren richtig erholsam, so gut geschlafen wie hier habe ich in den letzten Wochen nicht. Liegt wohl daran dass ich in einem Dorf aufwuchs. Somit konnte ich erfolgreich neue Energie tanken.
Der zweite Teil der San Francisco- Geschichte naht! Somit wünsche ich dir viel Spass bei den folgenden Bildern der letzten Woche ;)
19. Februar 2019
Teil 2
San Francisco - die Stadt mit vielen Höhen und Tiefen. Ja, damit meine ich auch die Lage.
Die Grossstadt verfügt über einige sehr sehenswerte Orte, sowie auch über weniger schöne Teile. Armut und Reichtum liegen hier sehr nah beieinander. Die Wohnungsmieten in San Francisco schnellten in absurde Höhe, somit konnten sich einige Menschen ihre Wohnung nicht mehr leisten. Ich lernte während meiner Zeit hier in San Francisco einige Leute kennen welche auf der Strasse lebten. Diese bestätigten wie schwer es sei ein Dach über dem Kopf zu finden. Hier, in der Stadt der Millionäre.
Zudem lernte ich einige wirkliche Freaks kennen, dies im positiven Sinn.
"Where are you from?" - "I'm from Switzerland! And you?" - "Ohhhh, die Schweiz. Ich bin ein dummer Däne!"
Diese Konversation führte ich mit einem älteren Herren, den ich im "Bernal Heights Park" traf. Weiter unten findest du einige Bilder, unter anderem von diesem besonderen Aussichtspunkt.
Björn - so hiess der "dumme Däne" - erinnerte mich mit seinen kurzen braun-gefärbten Haaren und seiner Brille mit den runden, rosa Gläsern an Elton John. Längere Zeit redeten wir miteinander und führten witzige Gespräche. Björn ist in Dänemark aufgewachsen und lebt nun seit über 30 Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika. Somit konnte er ein wenig Deutsch. "In San Francisco wird es die nächsten Tage sehr kalt! Hast du denn genug warme Kleidung dabei, Liebes?", fragte er mich zum Schluss. In den nächsten Tagen betrug das Thermometer nie weniger als 10 Grad. Wenn er mit "sehr kalt" das meinte bin ich bestens vorbereitet! :)
In den letzten paar Tagen vor meiner Abreise nach Los Angeles erkundigte ich nun diese berühmte Golden Gate Bridge von der alle so sehr schwärmten. Eine sehr eindrucksvolle und gigantische Brücke! Nicht so gigantisch waren jedoch die vielen vielen Menschen und Touristen, welche diese Brücke ebenfalls betrachteten. Jedoch stellte die wundervolle Aussicht auf die gesamte Stadt alles in den Hintergrund und ich genoss diesen Moment sehr.
Einige Eindrücke der gesamten San Francisco Reise habe ich auf Bildern festgehalten, andere genoss ich auch sehr gerne ohne Kamera. Mich verbindet eine gewisse Hass-Liebe mit sozialen Netzwerken. Meiner Meinung nach sind und bleiben Portale, wie z.B. Instagram, Vergleichsportale. Kämpfend um Anerkennung. So gerne ich Momente auf diese Art und Weise teile behalte ich auch vieles Erlebtes gerne für mich.
San Francisco, die Stadt der Locker- und Gelassenheit, behalte ich definitiv in sehr schöner Erinnerung. Nun bin ich aber auch auf das was mich in Los Angeles erwartet gespannt. ;)
Ich wünsche dir nun viel Spass beim letzten Teil der Bilder-Serie der Hippie-Stadt - natürlich mit Bildbeschreibung :)
20. Februar 2019
Los Angeles - die Stadt der Engel wie es so schön heisst.
Ich hörte bereits von einigen die Worte "L.A. ist rieeeesig!", doch ich konnte mir bisher nicht wirklich vorstellen wie gross diese Stadt tatsächlich ist.
Ich erreichte nach einem kurzen Aufenthalt im Flugzeug und einem anschliessend längeren Aufenthalt im Bus meine erste Unterkunft, welche in Santa Monica lag. Ich durfte eine gesamte Woche bei dem amerikanischen Schauspieler Sean Scott Mccracken und seinem Mitbewohner Jesse wohnen, zusammen hatten wir eine einmalige Zeit.
"Do you want to go out tonight?", war eine von Seans ersten Fragen welche ich natürlich bejahte. "Do you have something nice to wear?" - "ÄÄÄHMMM... Well. Yes, but not like a evening dress!" - "Ok, I have to go to the city anyway. There we find something for you."
Somit machten wir uns auf den Weg.
Sofort lenkte er mich in die Boutique der schicken Abendkleider und suchte mir einige Kleider aus. Als ich seine Auswahl betrachtete schoss mir wie ein Blitz eine Frage durch den Kopf: "Sean, which party are we going to go tonight?" - "A Pre-Oscars event in the Beverly Hills, with red carpet and photographers" - "Haha, come on. Don't joke." - "It's no joke. This weekend the Oscars will take place."
Ok, zugegeben; Ich wurde etwas nervös bei der Vorstellung. Aber die Kombination aus Neugier und Freude war grösser.
An diesem Abend habe ich einige Dinge gelernt: L.A. ist unfassbar streng bezüglich der Ausweiskontrolle, das Personal sowie die Türsteher können sich Gesichter verdammt gut merken und diese Art von Event ist so gar nicht mein Ding.
Das grösste Problem an diesem Abend stellte sich jedoch bereits sehr früh heraus: Ich habe mein 21. Lebensjahr noch nicht erreicht. Bevor die Veranstalter uns nach dem Alter fragten bekamen wir einen Bändel ums Handgelenk. Erst einige Meter weiter wollte der Türsteher die ID oder den Pass sehen. Ich blieb hartnäckig, hatte jedoch keine Chance um auf die Party zu gelangen mit meinen noch nicht 21 Jahren.
So clever wie wir waren umgingen wir dieses klitzekleine Detail und gelangten trotzdem durch den Hintereingang auf die Party.
Ein paar Stunden später, währenddem wir genussvoll unseren Champagner schlürften, erkannte mich blöderweise einer der Türsteher. Es ging wahnsinnig schnell. Er kam zu mir, nahm mir das Champagner-Glas aus der Hand und warf mich hochkantig raus. Insgeheim war ich ziemlich froh, denn ich denke nicht dass ich es länger in dieser oberflächlichen Welt - genannt Pre-Oscars - ausgehalten hätte. Der Schlechte-Laune-Regen traf uns überhaupt nicht, wir feierten einfach in einer anderen Bar bis früh morgens weiter.
Den folgenden Freitag verbrachte ich zusammen mit meinem Onkel/Götti. Lustiger weise stellten wir beide fest dass wir zur selben Zeit am selben Ort sind, somit beschlossen wir zusammen ins Disneyland zu fahren. Nach diesen Reise-Wochen tat es gut wiedermal ein vertrautes Gesicht zu sehen. War ein grandioser Tag, vielen Dank Roger :)
Die nächsten Tage zog eine mehr oder weniger dunkle Wolke über mich. Das Heimweh-Gefühl plagte mich sehr, ich vermisste alles und jeden. Zu dem Zeitpunkt war ich genau einen Monat weg. Weg von meiner Heimat, weg von meiner Familie und weg von meinen Freunden. Natürlich wusste ich dass dieser Moment früher oder später kommen wird und er wird mit Sicherheit wieder auftauchen. Glücklicherweise zogen mich Sean und Jesse aus diesem Loch wieder heraus welches ich mir selber schaufelte. Dafür bin ich den beiden immer noch sehr dankbar.
Eines Tages wachte ich auf und verspürte den Drang zu einer Veränderung. Somit entwirrte ich meine zwei Dreads, liess mir ein Tattoo stechen und färbte mir die Haare. Genau in dieser Reihenfolge. Die Tattoo-Idee hatte ich jedoch schon seit Längerem und hier in L.A. empfand ich dies als der perfekte Zeitpunkt es zu vollbringen. Mein rechtes Handgelenk ziert nun eine Welle, dargestellt wie ein Band. Damit verbinde ich nicht nur die Liebe zum Meer, sondern auch speziell den Heimweh-Schmerz, den ich hier spürte. "Go with the flow", dies sagten mir Sean und Jesse einige Male in meiner Krise und diese Worte halfen mir insgeheim sehr.
Eddie, ein Friseur den ich kennenlernte, färbte mir die Haare ein paar Nuancen dunkler. Dank ihm war ich Gott sei dank auch wieder up to date was die Promi-Welt betraf. Eddie, der eigentlich von den Philippinen stammte, hatte immer seinen Hund dabei. Der Name des Hundes lautete "Macy Gray".
Brauchst du nun noch mehr Informationen über ihn? Ich denke nicht ;)
Ich erkundigte die nächsten Tage die Beverly Hills und Hollywood Gegend und stellte fest, oberflächlichere Orte wie diese habe ich selten gesehen. Hier wird sehr viel Wert auf das äussere Erscheinungsbild gelegt, denn anscheinend gibt es keine grösseren Probleme wie "Welches Outfit ziehe ich heute an?", "Welches Make-up trage ich nur auf?" oder "Passt mein Make up zu meinem Outfit?". Jede zweite Frau die mir über den Weg lief hatte aufgespritzte Lippen oder vergrösserte Brüste. Dazu gab es - vor allem in den Beverly Hills - unzählige Geschäfte mit Kleidern und den dazu passenden Accessories für Hunde. Nicht für irgendwelche Hunde, nein. Ich rede von Chihuahuas, dem Schosshund Nummer eins in Los Angeles.
Da mich diese Art von Shops natürlich brennend interessierte verbrachte ich den ganzen Tag dort.
Ein Highlight meiner Los Angeles-Reise waren die Universal Studios in Hollywood. Auf alle Fälle empfehlenswert und sehr spannend. Verbrachte fast den ganzen Tag in Hogwarts und fuhr ganze sechs Mal mit dessen Achterbahn, war einfach nur grandios.
Allgemein - vor allem in grösseren Städten - möchte ich eine andere Perspektive der Stadt zu Gesicht bekommen. Einige haben mir den sogenannten "Griffith Park" in L.A. Downtown empfohlen. Dies ist einer der höchsten Punkte der Stadt und somit genoss ich dort später eine atemberaubende Aussicht über die Stadt der Engel. Ebenfalls wird das berühmte Hollywood Zeichen ersichtlich. Weiter unten findest du unter anderem einige Bilder welche im "Griffith Park" entstanden.
Neben der gigantischen Aussicht war es extrem amüsant die verschiedenen Menschen zu beobachten. Mädchen, welche aufgetakelt in High Heels vor dem Hollywood Zeichen für Instagram und Facebook posierten fand ich einerseits ziemlich witzig, aber auch ein wenig traurig.
Ein Mann fragte mich ob ich auch ein Foto von mir haben möchte mit dem Hollywood Zeichen im Hintergrund. Er sah mich etwas verdutzt an als ich mit einem schlichten "Nope, thanks" antwortete. Ich brauche kein Bild von mir mit einem Fake-Lächeln vor dem Hollywood Logo, nur um zeigen zu können: "Hey, ich war dort!".
An einem Abend besuchte ich das "Rainbow Bar & Grill" am Sunset Boulevard. Tolle Musik und sehr eindrücklich geschmückt mit verschiedenen Bildern von älteren Rocklegenden wie Lemmy Kilmister oder Steven Tyler. Lemmy war anscheinend einige Male hier, nannte dies seine Stammkneipe. Im Nachhinein erzählte mir Sean dass dies die einzige noch existierende Rock n' Roll Bar in Los Angeles wäre.
Meine Zeit in Santa Monica neigte sich dem Ende zu, somit machte ich mich auf den Weg zur neuen Unterkunft. Die folgende Woche lebte ich auf einem Boot direkt am Long Beach welches Chris gehörte. Das einzige was Chris über die Schweiz wusste war (natürlich neben dem Käse und der Schokolade) die Szene im Film "Cool Runnings", in dem das Schweizer Bob-Team einige Male vorkam.
Ich genoss die Zeit sehr auf dem Boot, zudem teilten Chris und ich den selben Musikgeschmack. Wir verbrachten einige Abende zusammen indem wir mit dem Boot hinaus aufs Meer fuhren und irgendwo auf dem Ozean Gitarre spielten und sangen.
Chris machte mich darauf aufmerksam dass ganz in der Nähe des Hafens jeden Morgen um 11 Uhr gratis Yoga Stunden stattfinden. Ich habe dies noch nie richtig versucht, somit empfand ich es als die perfekte Gelegenheit. Die Yoga Stunde am folgenden Tag leitete ein junger Mann der sich selber "Black Water" nannte. Und was für ein Zufall - er war schwarz. Ziemlich witziger Typ.
"Before we start the lesson, I want you all to hug yourself first", sagte er. Ok. Nach Aussen betrachtet sah dies bestimmt ziemlich witzig aus wie sich ca. 30 Menschen auf einer riesigen Wiese selber umarmten. "Black Water" betonte auch unzählige Male wie wichtig Yoga für die menschliche Seele sei.
Diese Stunde war schlussendlich genau das was ich brauchte, ich fühlte mich danach wie neu geboren.
"I thank everyone for the participation and wish you nice birthdays, beautiful Christmas and beautiful black Fridays... because every Friday with me is a black Friday!".
So verabschiedete sich "Black Water".
Mein Fazit nach über zwei Wochen Los Angeles: Die Stadt ist wirklich unvorstellbar riesig. Aus meiner Sicht nicht vergleichbar mit anderen Städten wie New York oder San Francisco. Denn L.A. setzt sich aus mehreren kleinen Städten zusammen und hat somit kein richtiges Zentrum.
Vor meinem Besuch in L.A. erkundigte ich mich ein wenig über die Stadt und las unter anderem Dinge wie "Auto ist Pflicht". Dies würde ich so nicht unterschreiben, ich denke es kommt auf die eigene Situation an. Natürlich sind einige sehenswerte Orte weit voneinander entfernt, aber mit einer guten Zeitplanung erreicht man diese auch sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich war nun lang genug in Los Angeles und hatte genug Zeit zur Verfügung. Doch wenn man nur ein paar wenige Tage in der Stadt verbringen möchte ist ein Auto auf jeden Fall empfehlenswert.
Sehenswürdigkeiten wie der "Walk of Fame" oder wie erwähnt das Hollywood Zeichen sind meiner Meinung nach nicht so spektakulär wie es immer scheint... Ich denke vor allem durch die Medien werden diese Orte sehr gepusht. Es bleiben für mich "Nice to know"- Orte.
Viele spannende Eindrücke und Erfahrungen prasselten hier in L.A. auf mich ein, dafür bin ich sehr dankbar.
Ich wünsche dir friedliche Ostern, schöne Pfingsten und natürlich viel Spass bei meiner Bildergalerie ! :)
7. März 2019
Ich entschied mich dazu meine letzte Nacht in L.A. am Flughafen zu verbringen, da mein Flug nach Nashville am nächsten Morgen früh startete.
Knapp vier Tage verbrachte ich in der einzigartigen Stadt der Musik und konnte bei Allen übernachten. Der perfekte Gastgeber - dank ihm erhielt ich einige Insider-Tipps bezüglich der Stadt und natürlich zeigte er mir viele sehenswerte Orte.
Allen bekam spontan eine weitere Anfrage von drei Frauen welche kurzfristig eine Bleibe in Nashville suchten, da sie sich auf der Heimfahrt befanden. Zwei Stunden später genossen wir zu fünft die Live-Musik in einer Bar am Broadway. Diese ist eine der bekanntesten Strassen der Party-Szene hier in Nashville. Man brauchte kein Navi um diese Gegend zu finden, man folgte einfach der Musik.
Duzende Bars mit besten Live-Bands folgten, die meisten Musiker erhielten ihre Gage durch "Tips" (Trinkgeld) vom Publikum. Die Konzerte starteten am Broadway jeweils um 10.00 Uhr morgens, um diese Zeit begann die Party. Der letzte Gig fand meistens um 02.00 Uhr morgens statt. Bezüglich des Genre war ziemlich alles vorhanden: Von Rock- über Jazz- bis hin zu (natürlich) Country-Musik, für welche Nashville bekannt ist. Noch nie habe ich eine Stadt mit solch einem breiten Musik-Angebot an einem Tag gesehen wie Nashville, alles drehte sich hier um die Musik. Um Johnny Cash oder Elvis Presley kam man sehr schwer herum. Zudem ist Nashville mit Abstand die beliebteste Stadt für "Bachelorette-nights", genannt Polterabende.
Eines der hohen Gebäude in Nashville wird als das "Batman-building" bezeichnet, einige nutzen es als Orientierungspunkt in der Stadt. Ich denke in meiner Bildergalerie weiter unten wirst du es problemlos erkennen. ;)
Ich lernte einige Freunde von Allen kennen welche jederzeit für eine Feier am Start waren, wie zum Beispiel Thomas. Das Paradebeispiel schlecht hin. Thomas war etwa zwei Köpfe grösser als ich. Die Tatsache dass er ziemlich gross war nutzte er für jede sinnlose Ausrede, was sich immer als sehr witzig herausstellte:
"I can't run faster, 'cause I'm tall", "I can't sing, 'cause I'm tall" oder "I have to play with this dog, 'cause I'm tall!"
Die Zeit welche ich mit Allen verbrachte entpuppte sich als sehr lehrreich für uns beide. Ich lernte Nashville die Tage gut kennen. Allen weiss nun das wir insgesamt vier Landessprachen in der Schweiz besitzen und nicht nur drei ! Zudem war er der festen Überzeugung, dass Interlaken der schönste und beste Ort der Schweiz sei - ich bewies ihm das Gegenteil.
Ich bin total begeistert von der Stadt der Musik.
Nashville - man sieht sich immer zwei Mal im Leben ;)
Viel Spass bei der Bildergalerie !
11. März 2019
„Willst du wirklich alleine nach Mexico ?“, „Pass auf, Mexico ist gefährlich !“, „Als Frau alleine in Mexico… Mutig. Nimm dich in acht!“
Jegliche dieser lieb gemeinten Sätze hörte ich vor meiner Abreise nach Mexico. Die Risiken welche mit diesem Land verbunden sind waren mir stehts bewusst und ich unterschätzte diese keineswegs. Trotzdem entpuppte sich genau dies als der Reiz der ganzen Sache. Somit reiste ich fast einen ganzen Monat durch die Gegend Cancun, süd-östlich von Mexico.
CANCUN
Die ersten Tage verbachte ich mitten in der Stadt Cancun. Vollstes Partyerlebnis. Zusätzlich fanden zu dem Zeitpunkt der „Springbreak“, also die Frühlingsferien statt. Somit traf man einige Amerikaner an, die hier ihre Ferien verbrachten und sich natürlich jeden Abend ordentlich die Lampe füllten und Spass haben wollten. Die Feiernächte in Cancun sind auf jeden Fall ein Erlebnis wert; Überdimensionale Clubs mit den angesagtesten DJs in der sogenannten "Hotelzone" welche direkt am Strand lag. Das schönste an dem Satz war definitiv der Part mit dem Strand. Zudem lauerten an jeder Ecke "Überraschungen". Ob erfreulich oder nicht sei mal dahin gestellt. Nach etwa 3-4 Tagen empfand ich es jedoch als mehr als genug und verschwand schnurstracks nach Tulum, ein kleineres Städtchen südlicher von Cancun.
TULUM
Das Hippie-Erlebnis schlechthin, grandioses Essen und überall Musik - kleiner, kompakter und familiärer, die vier Stunden-Fahrt mit dem Bus hat sich definitiv gelohnt! Anstatt normale Stühle standen Schaukeln und Hängematten zur Verfügung. Irgendwie ziehen mich solche Orte wie magisch an...
Viel zu tun gab es hier in Tulum jedoch nicht. Ausser den anhänglichen Mexikanern ausweichen, welche dir wieder irgendwelche Touren zum dreifachen Preis als normal andrehen möchten. Etwa eine Woche verbrachte ich mehr oder weniger schlafend und badend in diesem Städtchen und genoss die Zeit in der Sonne.
HOLBOX
Mehrmals machten mich einige auf die Insel „Holbox“ (ausgesprochen Holbosch) aufmerksam. Viele bezeichneten es sogar als das „wahre Paradies“ im Rahmen Cancun. Natürlich wurde ich neugierig und machte mich schlau über diesen Ort.
So kam es dass ich am nächsten Tag früh morgens mit dem Bus nach „Chiquilà“ fuhr, ab dort startete die Fähre nach Holbox. Nach knappen 30 Minuten Fahrt mit der Fähre erreichte ich endlich die Insel und traf Gonzalo, bei dem ich die nächsten Wochen wohnen konnte. Sehr herzlich empfing er mich zusammen mit seinen drei Hunden welche die grandiosen Namen „Gatto“, „Kuss“, und „Führer“ trugen. Vor einigen Jahren reiste er für mehrere Monate durch Deutschland und Italien, daher die etwas kuriosen Namen.
Die Insel ist sehr sehr klein, als Fortbewegungsmittel dienten primär Golfwagen oder Fahrräder. Richtige Autos sah man auf der Insel kaum.
Holbox ist und bleibt ein Ort voller Charme, die Lebensfreude wurde hier überall ausgestrahlt. Mit der Insel verbinde ich ein familiäres Gefühl - nicht umsonst wird Holbox auch als das „schwarze Loch“ bezeichnet. Jeder der diesen Ort einst besuchte blieb entweder oder kam mit Sicherheit wieder zurück.
Die ersten Tage auf der Insel verbrachte ich nicht alleine bei dem Gastgeber Gonzalo, denn zwei reisende Engländer in meinem Alter suchten ebenfalls ein Dach über dem Kopf. Zugegeben; nach Amerika war es total schön wieder einmal den englischen Akzent zu hören.
Wir verbrachten einige Abende zusammen, indem wir genüsslich typisches mexikanisches Essen verspeisten, einander Bilder von unseren Haustieren zeigten und fast weinend gestanden wie sehr wir diese vermissten. Ich mochte diese Abende.
Ein definitiver Plus-Punkt für Holbox: Jeden Ort den man auf der Insel besichtigen möchte ist ca. 10 Minuten zu Fuss erreichbar.
Die Sonnenuntergänge hier auf Holbox waren ausnahmslos atemberaubend und so traf man sich fast jeden Abend bei der Strandbar um diesen miteinander zu geniessen. Dies stellte sich schnell als gemeinsamen Event dar.
An einem dieser Abende traf ich Jason, das Hippie-Freigeist-Paradebeispiel schlechthin. Jason ist 48 Jahre alt, frisch geschieden, lebt und geniesst nun sein Leben in vollen Zügen. Dementsprechend sehr chaotisch, unorganisiert und planlos. Eigentlich stammte er aus Atlanta in den USA, lebt jedoch seit einigen Jahren auf der Insel.
Wir kamen schnell ins Gespräch und redeten über Gott und die Welt.
So kam es, dass wir an jedem einzelnen folgenden Tag etwas zusammen unternahmen. Entweder assen wir zusammen zu Mittag oder zu Abend, gingen an den Strand oder machten ganze Tagesausflüge mit dem Kayak. Auf diese Weise zeigte er mir einige Insider-Orte der Insel welche immer Gold wert sind. Er ist ein wahrer Naturliebhaber und wollte bereits seit Ewigkeiten qualitativ gute Fotos von einigen Tieren welche hier auf der Insel leben. Somit nahm ich auf einer der Kayak-Touren meine Kamera mit um ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Im Gegenzug zeigte er mir all die faszinierenden Orte, welche nur wenige richtig kennen.
Eines Abends hatten wir die spontane Idee eine kleine Nacht-Kayak-Tour in den Sonnenuntergang zu unternehmen. Natürlich setzten wir diese Idee in die Tat um. Diese Nacht werde ich mit Sicherheit nie vergessen, es war einfach nur magisch.
Durch Gonzalo erfuhr ich dass es auf Holbox ein sogenanntes „Refugio“ gibt, dies ist eine Art Tierheim für Hunde, Katzen oder auch Vögel. Das Tierheim nimmt beispielsweise verletzte, ausgesetzte oder abgegeben Tiere auf und pflegt diese. Da die Anzahl der Tiere nicht abnimmt und diese in einem Raum zusammengepfercht leben, suchen die Pfleger immer wieder jemanden der Zeit mit den Hunden verbringen möchte. Natürlich fand ich schnell Gefallen an diesem Gedanken. So kam es dass ich fast jeden Tag die Hunde besuchte und mit ihnen einen Spaziergang machte.
Im Tierheim zeigten die Mitarbeiter die Vorher-Nachher Bilder der Hunde, was mich total nachdenklich machte. Bis auf die Knochen abgemagerte oder schwer verletzte Hunde. Alles wurde auf den Bildern sichtbar. Umso schöner war natürlich der jetzige Anblick der Tiere.
Zurück in Cancun
Die letzten zwei Tage vor meiner Abreise nach Kuba verbrachte ich wieder in Cancun, da die Verbindungen zum Flughafen von dort aus definitiv einfach waren.
Bereits vorher schnappte ich die Begriffe "Las Coloradas" auf, den Namen eines kleinen Fischerdörfchens auf der Halbinsel Yucatan, nördlicher von Cancun. Dieses Fischerdörfchen verfügt über eine bekannte und ganz natürliche Sehenswürdigkeit, nämlich befindet sich dort ein rosa See. Genauer gesagt befinden sich dort sogar mehrere Seen, teilweise rosa oder auch in orangen/rötlichen Tönen. Die Farbe kann von Tag zu Tag variieren, somit ist ein Ausflug an den "Las Coloradas - Pink Lake" auch mit ein wenig Glück verbunden. Die Anfahrt an den See ist jedoch sehr problematisch; Entweder reist man einen halben Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder fährt knapp vier Stunden mit dem Auto. Beide Varianten zeigten sich als sehr teuer. Die Tatsache war die Attraktion, dass dieser See auf völlig natürliche Art und Weise pink ist. Ich packte die Idee diesen Ort zu besichtigen in meinen Hinterkopf.
Am selben Abend lernte ich spontan Constanza kennen, eine waschechte Mexikanerin welche nur einige Häuser neben mir wohnte. Ich erzählte ihr von meiner Idee und sie zeigte sofort Begeisterung. Da sie ein Auto besass hat sich auch dieses Problem schnell erledigt und wir teilten die Kosten untereinander auf. Somit entschlossen wir uns dazu die kleine Reise miteinander anzugehen und verabredeten uns am nächsten Tag früh morgens Punkt 07.00 Uhr. Natürlich haben wir beide verschlafen und schliesslich wurde es ca. 09.00 Uhr. Typisch. Trotzdem erreichten wir immer noch früh genug unser Ziel.
Meine Erwartungen an den See lagen überhaupt nicht hoch, denn es ist und bleibt einfach "nur" ein pinker See. Trotzdem sah man dies natürlich nicht alle Tage und somit wanderte es doch noch in die Sparte der eher "speziellen Erlebnisse".
Übrigens erhält der See die rosa Farbe durch Mikroorganismen, welche durch Algen und Salzwasser-Krebse übertragen werden. Diese produzieren den Stoff und somit verfärbt sich das Wasser pink. Wiederum fressen Tiere wie Flamingos, Lachsfische oder Garnelen diese Mikroorganismen und verfärben sich ebenfalls rosa. Dies gestaltet sich als eine Nahrungskette.
Constanza und ich bekamen zudem noch einige Flamingos zu Gesicht welche ich ablichten konnte, natürlich sind alle Fotos von Mexico in der Bildergalerie weiter unten aufgeführt. ;)
Fazit: Vor Mexico hatte ich insgeheim am meisten Respekt, da ich in erster Linie die Reise alleine als Frau antrat. Jedoch fühlte ich mich dort bis jetzt am wohlsten und ich bin hellbegeistert von diesem Land.
Hasta pronto México !
01. April 2019
Havana - Das Klischee traf wiedermal voll ins Schwarze; Farbenfrohe aber verfallene Gebäude, duzende Oldtimer in Pastellfarben und alte Männer mit Strohhüten, plus dazu eine Zigarre im Mundwinkel. Knappe fünf Tage verbrachte ich insgesamt in Kuba's Hauptstadt.
Die Strassen von Havana zeigten sich schnell als sehr lebhaft, die Atmosphäre war hier einmalig.
Der unverkennbare Geruch von frischen Papaya-Früchten gemischt mit dem Geruch von Zigarren und Abgasen lag in der Luft. Klingt nicht lecker, bringt jedoch den einzigartigen Charme von Havana auf den Punkt.
Dazu verfügt die Stadt über einige Dachterrassen-Cafés, welche die ganze Atmosphäre noch unterstrichen. Die Ästhetik der Stadt sprach mir sehr zu.
Diese genannten Punkte sind definitiv in der Pro-Liste aufgeführt. Trotz der vielen positiven Aspekten fühlte ich mich letztendlich überhaupt nicht wohl in der Stadt. Die Gründe dafür sind recht einfach:
Einige Anmachversuche von Jungs und Männern in jedem Alter entpuppten sich schnell als sehr unangenehm und nervig. Somit fand man fast keine ruhige Minute ohne dumme Anmachsprüche oder Heiratsanträge hören zu müssen. Insgeheim war ich froh dass meine Aufenthaltszeit dort nicht all zu lange war.
In Havana war jedoch das allgemeine und heimliche Thema Nummer eins das Internet-Problem. Es gab nur wenige Spots in der Stadt mit WLAN-Empfang und wenn eine Verbindung bestand war diese schlecht und sehr sehr langsam. Zwei Optionen standen zur Verfügung: Entweder man kaufte sich eine Internet-Karte für welche stündlich bezahlt werden musste, oder man marschierte zu einem "WiFi-Park", suchte und fand den Passwort-Dealer und fragte diesen nach dem WLAN-Passwort. Natürlich verlangte auch dieser Geld dafür. Meine Entscheidung, dass ich den Internet-Konsum reduzieren werde stand schnell fest.
Trotz und wegen diesen Pro und Kontras versuchte ich meine Zeit in der Stadt zu geniessen.
Havana rutscht für mich mehr in die Ecke der schlechten Erfahrungen, diese Stadt werde ich alleine definitiv nicht mehr besuchen.
Im Endeffekt hat sich die gute als schlechte Erfahrung verkleidet, diese zieht nun blank. ;)
Einige Eindrücke und Momente von Havana konnte ich ablichten, somit geniesse die Bildergalerie :)
5. April 2019
Teil 1
Jamaika - das Land indem alle Sorgen und Probleme fliegen lernen. Knapp drei Monate werde ich nun auf der kleinen karibischen Insel verbringen.
Nach meinem kurzen Aufenthalt in Kuba wurde ich herzlich in Jamaika empfangen und fühlte mich direkt wohl. Nach wenigen Minuten bekam ich auch schon meinen ersten Spitznamen: Whity.
Die offizielle Sprache in Jamaika ist nicht Englisch, sondern "Patois", welche ihre Wurzeln in der englischen Sprache hat. Sprechen zwei Jamaikaner miteinander versteht man so gut wie kein Wort.
„One love!“, so begrüsst man sich traditionell hier in Jamaica.
Schnell wurde ich vertraut mit der jamaikanischen Kultur, die sich sehr breit umfassend präsentierte. In Kingston, der Hauptstadt von Jamaika angekommen fuhr ich in einem Taxi zu meiner Unterkunft in Long Bay. Taxis fungierten in Jamaika wie normale Busse, da gewisse Strecken mit den herkömmlichen Bussen gar nicht zugänglich oder möglich waren. Zudem lernte man zu wissen dass die maximale Anzahl der jeweiligen Mitfahrer nicht der Anzahl der vorhandenen Plätze im Taxi entspricht. Das Auto war erst dann voll wenn die Leute gestapelt, fast zerquetscht wie Sardinen auf den Rücksitzen aneinander klebten. Nachdem nahm man sich den Kofferraum vor.
„So spielt man also Tetris in Jamaika“, dachte ich und automatisch startete dessen berühmte Melodie in meinem Kopf.
Somit reiste ich in den östlichen Teil der Insel zusammen mit acht weiteren Passagieren in einem Auto, welches eigentlich nur über vier Sitze verfügte. Die Autohupe besass auch verschiedene Verwendungszwecke. Meistens diente sie als Grüssungsmittel, teilweise auch nur um auf sich aufmerksam zu machen.
In Long Bay traf ich meinen Gastgeber sowie Mitbewohner Andre, bei dem ich die nächsten Wochen wohnen durfte. Andre und ich liefen zusammen zu seiner Wohnung welche am Hang lag. Oben angekommen genoss ich eine atemberaubende Aussicht aufs karibische Meer. Andre’s Hund „High“ begrüsste mich freudig, seine zwei Katzen „Timon“ und „Pumba“ musterten mich skeptisch. Andre suchte die Namen für seine Haustiere natürlich selbst aus. Die schlussendliche Auswahl sagte meiner Meinung nach sehr viel über ihn aus.
Das Zusammenleben mit ihm schlug eine völlig neue Seite in mir auf, denn ich zog nun sozusagen in eine WG ein. Wir mussten die nächsten Wochen miteinander klarkommen, der Prozess entpuppte sich als das spannende an der ganzen Sache. Schnell wurde klar dass wir als WG-Mitbewohner sehr gut harmonierten, sahen drei mal hintereinander die „König der Löwen“- Filme und tauchten nun endgültig in die „Hakuna Matata“ Welt ein.
Bezüglich der jamaikanischen Kultur erfuhr ich einige sympathische, witzige und auch etwas kuriose Bräuche:
Beispielsweise kennen die Jamaikaner keine Beerdigung. Nachdem jemand gestorben ist feiert man stattdessen die folgenden sieben Tage. Somit ehren und schätzen sie all das was die verstorbene Person in dessen Leben getan und erreicht hat. Auf diese Weise offenbaren sie ihren Respekt der Person gegenüber.
Immer Sonntags kocht man Reis und Bohnen, dabei lässt man mit Absicht einen Teil für den folgenden Montag als Frühstück übrig. Die neue Woche startet erst dann, wenn alles gegessen ist.
Wenn Frauen Ihre Periode bekommen gelten sie als „unrein“ und dürfen nicht mehr kochen sowie putzen. Idealerweise verlassen sie sogar das Haus.
Poltergeister gibt es in Jamaika anscheinend auch, diese werden jedoch liebevoll „Duppy“ oder „Dolores“ genannt.
Wenn man bei Leuten auf Besuch ist nimmt man normalerweise als Mitbringsel anstatt Blumen einen grossen Kanister Wasser mit.
Die Wasserkosten in Jamaika sind sehr teuer, in einigen Haushalten gibt es sogar gar kein fliessendes Wasser. Daher sind einige Jamaikaner sehr abhängig vom Regen. Ohne Regen kann man einige Dinge wie Duschen, Toiletten-Spühlungen oder Wäsche waschen - was für uns selbstverständlich ist - nicht mehr durchführen. Im Notfall muss man das Wasser, welches in grössere Kanister abgefüllt ist kaufen.
Jamaika steht auch für die Insel des Regenschauers, daher gibt es immer wieder Platzregen und die Einwohner sind wieder versorgt. Somit sehen die Jamaikaner die Regentage immer als die wertvollen und schönen Tage.
Übrigens ist die Antwort auf jede erdenkliche Frage oder Feststellung „No worries“, also „Keine Sorge“ oder „Kein Problem“.
„Hey, ich glaube ich bleibe heute lieber zu Hause“ - „Kein Problem“
„Oh nein, dein Handy ist ins Wasser gefallen!“ - „Keine Sorge“
„Ich habe versehentlich deine Katze überfahren“ - „Keine Sorge“
Wie bereits erwähnt lag die erste Unterkunft in Long Bay, einem kleinen Dörfchen direkt an der Ost-Küste Jamaikas.
Als Dusche diente ein Fluss ca. eine Meile weit entfernt.
Viel zu tun gab es hier nicht, somit stellte ich schnell fest dass ich ein Projekt brauchte indem ich mich beschäftigen konnte.
Ich betrachtete die teilweise leeren Wände in Andre’s Wohnung und so kam automatisch die Idee für eine grössere Zeichnung, ein grösseres Bild auf. Mein letztes grosses Gemälde ist mittlerweile auch ein paar Jährchen her. Ich wurde von der jamaikanischen Lebensweise und natürlich von Andre’s Lebensmotto "Hakuna Matata" inspiriert.
Weiter unten in der Bildergalerie findest du unter anderem mein Gemälde, welches nun die eine Wand in Andre’s Reich ziert.
Natürlich unternahmen wir einige Ausflüge, bei denen sich Andre als Tour-Guide beweisen konnte. Die Natur, die breite Flora & Fauna in Jamaika ist wirklich sehenswert.
Nach fast drei Wochen in Long Bay brennte es jedoch unter meinen Fingernägeln die gesamte Insel zu erkunden und neue Orte zu Gesicht zu bekommen. Dank Andre konnte ich den grössten Teil meines Gepäcks in seiner Wohnung lassen und nahm so nur das Wichtigste mit, da ich für eine unbestimmte Zeit weg sein werde.
43 Mückenstiche später machte ich mich auf den Weg nach Port Antonio, eine Stadt einige Kilometer nebenan. Dort buchte ich für drei Nächte ein Zimmer, welches etwas oberhalb der Stadt lag.
In der Stadt bekam ich immer dieselben Sätze zu hören:
„Hey Whity! Come over here! Hey, Whity!!“
Natürlich fiel man als Weisse verdammt schnell auf und zieht so automatisch die Blicke auf sich. Anfangs reagierte ich genervt auf Worte wie diese. Danach dachte ich mir „So wie du mir, so ich dir“ und antwortete gleich bescheuert: „Hey Blacky! No, Forget it!“.
Nach einem Abendessen in Port Antonio machte ich mich auf den nach Hause weg, der zu Fuss etwa 30 Minuten dauerte. Hierbei lief man anfangs direkt an der Küste entlang, danach führte ein kurzer Weg durch den Wald.
Ich lief am Meer entlang und blickte kurz über meine Schultern zurück. Ich sah das Städtchen in einer fast zu romantischen Atmosphäre. Gezeichnet im Abendrot, die vielen Lichter wurden sichtbar und zudem spiegelte sich das ganze noch im Wasser. Ich entschied mich dazu kurz auf der Mauer Platz zu nehmen um die Aussicht zu geniessen. Natürlich war und wirkte ich sehr nachdenklich und träumte vor mich hin. Nach einigen Minuten setzte ich meinen Heimweg fort. Plötzlich hielt ein Auto neben mir an, ich sah wie die Scheiben heruntergelassen wurden und wie mich zwei ältere Damen besorgt ansahen.
„Oh my god, are you ok!? We saw you sitting on the wall. Are you all right?“
Zwei fremde Frauen die ihr Interesse und ihre Zuneigung zu mir so sehr offenbarten… Ein schönes Gefühl breitete sich in mir aus. Natürlich versicherte ich Ihnen dass alles in bester Ordnung war.
„Where do you have to go?“ fragten sie nach. Ich verriet Ihnen den Stadtteil, in dem die Unterkunft lag.
„Come on, get in. That's on our way. We drive you there“.
Während der Fahrt stellte sich heraus dass diese zwei Damen den Beruf als Lehrerinnen ausübten und in Port Antonio unterrichteten. Sie befanden sich ebenfalls auf der Heimfahrt.
„You have to know, it's very dangerous out here. Every year, some people are brutally murdered. Watch out!“
Sie hielten unmittelbar vor der Unterkunft an, führten kurz einen Sicherheitscheck durch und versicherten mir schlussendlich: „Ok, here you are safe.“
Eigentlich grenzte es schier an ein Wunder dass ich noch nicht ausgeraubt wurde. Naja, mir wurde auch gesagt dass ich nicht so aussehe wie jemand der viel Geld in der Tasche hat. Ich sehe dies als mein Glück.
Wer diese Worte aussprach? Der Name dieser langjährigen Freundin reimt sich auf „Papaya“.
Nach Port Antonio reiste ich weiter nach „Buff Bay“ und bekam spontan die Möglichkeit in die Blue Mountains mit zu fahren.
Ich ergatterte ein Bett oberhalb einer Kaffeefarm die mitten in den Bergen lag. Die Kaffeefarm gehörte einem Mann namens Dennis James. Auf diesem Gelände werden die Kaffeebohnen geerntet, geröstet und schlussendlich für den Verkauf vorbereitet. Ich bin normalerweise das komplette Gegenteil einer Kaffee-Konsumentin, aber diesen Kaffee mochte sogar ich.
Total isoliert von grossen Menschenmassen genoss ich einige angenehme, kühle und mückenlose Tage in den Bergen Jamaikas. Natürlich erschien auch die WLAN freie Zone zum perfekten Zeitpunkt und kam wie gerufen.
Das Ende meines „Blue Mountains Aufenthalts“ war vollgepackt mit vielen Schlüsselmomenten. Alles fing damit an dass ein kleiner Reisebus vor der Kaffeefarm parkte und eine Gruppe Reisender ausstieg, sich die Füsse vertraten und eine kleine Kaffeepause einlegten.
„Deutschland?“ fragte ich grinsend. „Nein, Schweiz!“ antwortete einer. „Ah, noch besser!“
Unter anderem formten zwei Schweizer und ein Österreicher die genannte Reisegruppe. Die zwei Schweizer, Roland und Matthias reisten für insgesamt zwei Wochen quer durch Jamaika und verbrachten so ihre Ferien. Sie stellten mir Sepp vor, ihr Reiselexikon auf zwei Beinen. „Ciao Sepp!“ begrüsste ich ihn, woraufhin er schmunzeln musste. Sepp stammte eigentlich aus dem Tirol, lebt aber seit über 40 Jahren in Jamaika und kennt so jeden noch so kleinen Flecken auf der Insel. Wenn es Sepp nicht kennt, existiert es nicht.
Er verkörpert meiner Meinung nach eine Menge Figuren. Dazu stellte ich eine kleine Auswahl zusammen. Ich konnte mich bis heute nicht wirklich entscheiden welcher Person er am ähnlichsten sieht:
„Was ist das nächste Ziel?“ fragte ich Roland und Matthias. „Wir fahren nun nach Kingston, da dieses Wochenende Carnival ist!“
Stimmt. Da war noch was. Carnival. Ich habe dies einige Wochen zuvor gelesen, jedoch wieder vergessen. Man sagte, dies müsste man unbedingt gesehen und erlebt haben! So kam mir ein Blitzgedanke.
„Nicht schlecht, habt ihr zufällig noch einen Platz frei für mich? Müsste nur kurz meine Sachen packen, dann bin ich bereit!“
10 Minuten später düste ich zusammen mit den genannten Passagieren im Reisebus die kurvenreiche Strasse nach Kingston hinunter. Insgesamt 350 Kurven besass diese Strecke, dabei zeigte sich die einzige Strasse in ganz Jamaika mit Mittellinie.
Die Unterkunft in Kingston, welche Sepp für seine Gäste reservierte war auf Grund des Carnivals leider komplett ausgebucht. Sepp legte sich jedoch richtig ins Zeug um auch für mich eine passende Bleibe zu finden. Nach einigen Telefonaten buchte er schlussendlich ein Bett in einem kleinen gemütlichen Hostel in einem sicheren Viertel in Kingston.
Kingston rangiert in der Sparte „Gefährlichste Städte der Welt“ auf Platz 10, daher ist alle Achtung gefragt.
Sepp bestand darauf mich zum Hostel zu fahren, da es bereits dunkel war. Ein wahrer Goldschatz!
Den folgenden Sonntag verbrachten wir mit der gesamten Gruppe ganztags am legendären Carnival, welcher vergleichbar mit der Street Parade in Zürich ist.
Ich habe nun auch endlich einen neuen Weck-Klingelton; die Freudenschreie einer Mädchen-Gruppe waren lauter als jede Death Metal Band.
Der Carnival Umzug in Jamaika ist auf jeden Fall sehr amüsant und empfehlenswert. Nach einem ganzen Tag in der prallen Sonne war für mich das Spektakel jedoch vorbei.
Am selben Abend machte mir Sepp ein unschlagbares Angebot. Er erklärte mir dass er bezüglich seiner Touren und Unterkunft eine Website erstellen möchte. Dazu brauchte er noch einige qualitativ gute Fotografien.
„Wie wärs, wenn du auf die folgenden Touren der nächsten Tage mitkommst und diese fotografisch dokumentierst? Meine Unterkunft in „Montego Bay“ sollte auch wiedermal abgelichtet werden.“
Als Gegenleistung erhielt ich gratis Mahlzeiten und für den Schlafplatz wurde auch gesorgt. Einer der besten Deals den ich je an Land gezogen hatte.
Sepp’s kleines Paradies lag im Norden Jamaikas, genannt „Montego Bay“. Seine Unterkunft bestand aus insgesamt zwei Bungalows und vier Zimmern mit jeweils einem Balkon. Zudem verfügte sein Habitat auch über einen Swimming Pool. Ich konnte für insgesamt eine Woche einen Bungalow beziehen.
Gegen Ende begrüssten mich jedoch typische Grippe Symptome. Insgeheim war ich froh dass die Krankheit erst in Jamaika einschlug, da ich hier für eine längere Zeit verweilte. Zwei Tage später verabschiedete sich auch meine Stimme, worauf Sepp nur sagte: „Ja, da hilft nur Rum“.
Und Tatsächlich, wie ein Wundermittel hat es geholfen.
Natürlich war es toll zur Abwechslung mal nur mit dem Reisebus als Fortbewegungsmittel unterwegs zu sein. Jedoch bemerkte ich dass dies auf Dauer nicht mir entsprach. Später war ich froh wieder auf eigene Faust unterwegs sein und alles selber managen zu können. Ich verbringe nicht grundlos so viele Monate hier in Jamaika. Ich möchte den Lebensstil hier kennenlernen, dazu gehört meiner Meinung nach auch sich in einem total überfüllten Taxi fort zu bewegen. Da ich solange unterwegs bin habe ich die Zeit und vor allem die Geduld.
Aber zurück zum guten alten Sepp und seinem Nirwana.
Meine Gitarre, welche ich natürlich nicht in Long Bay zurückliess, kam hier einige Male zum Einsatz. Ich als Harmonie-Junkie genoss die Jam-Sessions sehr und verspürte so die typische jamaikanische Atmosphäre in Sepp’s Wohlfühloase. Nach drei Monaten Selbstfürsorge sprach mir die Gruppenzugehörigkeit und die Konversationen in meiner Muttersprache sehr zu. Dies entpuppte sich auf alle Fälle als notwendig.
Am folgenden Tag organisierte uns Sepp ein Treffen mit Thomas „Tom“ Huber, einem Schweizer Rastafari aus Luzern. Vor 20 Jahren wanderte er nach Jamaika aus und baute sich hier sein eigenes Reich mitten im Busch auf. Vor einigen Jahren war er im Schweizer Fernsehen zu sehen, das SRF drehte nämlich eine Dokumentation über ihn.
Einen ganzen Nachmittag liess er uns an seiner speziellen Lebensweise teilhaben. Zudem gab er einige sehr inspirierende Sätze von sich, beispielsweise:
„Ich sehe mich nicht als Aussteiger, sondern als Einsteiger in die Natur.“
Sein Garten wies ein grosses Spektrum an selbst angebauten Früchten und Gemüsesorten auf. Somit ernährte sich Tom komplett vegan.
Vielen Dank für die interessante Zeit, Tom!
In den nächsten Tagen hatten mein Handy und ich etwas gemeinsam: Wir beide besassen langsam keine Kapazität mehr. Somit entschied ich mich spontan meine Reise um die Insel fort zu setzen und "Montego Bay" zu verlassen.
In der Nähe von „Negril“, einer Kleinstadt im Westen Jamaikas hausten Rosie und Ritchie, zwei Freunde von Sepp. Diese fanden sofort Gefallen an der Idee mich für einige Tage bei sich aufzunehmen. Das Paar lebte seit einiger Zeit direkt an der Küste und vermietete dortzulande Bungalows an Reisende.
Ritchie - ein sehr humorvoller Brite der einst Philosophie und Psychologie studierte - heiratete vor 15 Jahren seine Frau Rosie - eine warm-herzige, grosszügige und lebenslustige Jamaikanerin.
Als Ritchie mir zur Begrüssung seine Hand entgegenstreckte und sich vorstellte kam mir jedoch nur ein Gedanke:
„Stiefelriemen Bill lebt!!“
Wer die „Fluch der Karibik“ - Filme kennt weiss von wem ich spreche.
Nach einem Glas Rum vertraute ich ihm meine Gedanken an.
„Hey, do you know who you damn well look like?“ - „No, tell me Livia!“ - „Do you remember Bill Turner from the ‚pirates of the caribbean’ - movies? Called Bootstrap Bill I guess…“ - „Oh yes, you mean this movies with Jack Sparrow?“ - „Exactly. Bill Turner was brutally dragged to the bottom of the ocean, so immortal but unable to move.“ - „Yeah, I remember. I feel like him!“, sagte Ritchie lachend.
Ich weiss, dies war vielleicht nicht gerade das charmanteste Kompliment dass man jemandem machen konnte. Ritchie nahm es jedoch mit reichlich Humor und gab sich die nächsten Tage selber den Übernahmen „Turner“.
Er speicherte seine Telefonnummer sogar als „Ritchie Turner“ in meinen Kontakten ab.
„This is definitely the funniest thing I ever heard about myself.“
Die beiden gestalteten meinen bisherigen Aufenthalt auf eine unvergessliche Art und Weise, und es geht noch weiter!
Mein Abenteuer hier in Jamaika ist noch lange nicht zu Ende, ich bin gespannt wo ich noch landen werde.
Folgend habe ich die besten Bilder des letzten Monats in zwei Galerien aufgeteilt, viel Spass :)
Respect.
Teil 2
Hallo und herzlich willkommen zum zweiten Teil von „die verfluchte Karibik - extended edition“.
Mitten in der Jamaika-Saga sind wir steckengeblieben, somit fahre ich mit der Geschichte über die Rundreise auf Jamaika fort.
Ich war mir nicht ganz sicher wieso mir Rosie einen wunderschönen grossen Bungalow direkt neben ihrem Haus zeigte. Bis sie die Worte „Here you can live for the next days“ aussprach. Ich liebe es alleine zu reisen und neue Orte auf der Erde zu erkunden, doch diesen Moment hätte ich gerne mit einer vertrauten Person geteilt. Hier darf ich schlafen? In einem zwei-stöckigen Bungalow mit Küche, Bad, Wohnzimmer und zwei Balkonen? Sicher? WOW.
Die Gastfreundschaft der beiden liess über die nächsten Tage nicht locker.
Ich fühlte mich bei Ritchie und Rosie wie zu Hause und fragte sie dementsprechend ob ich ein paar Tage länger bleiben dürfte. Natürlich auch um noch mehr Geschichten von Ritchie Turner aka Stiefelriemen Bill zu hören zu bekommen. Die Erzählungen gelangten daher in die zweite Runde, mein Wissensdurst konnte und musste so gestillt werden! Sogar die 12 Hunde, unzähligen grossen Krabben, Schlangen, Krokodile, Mäuse und Spinnen ums Haus lachten bei seinen Geschichten mit uns mit.
Nach Ritchie nennt man übrigens eines der wichtigsten Länder der Welt mit der Hauptstadt Washington und einem Präsidenten mit einer toten Katze auf dem Kopf nicht mehr „die Vereinigten Staaten“ sondern „Donald Trump and company limited“. Zudem besitzt Ritchie auch eine Vorliebe für kreative Spitznamen aller Art. Das bald 15-Jährige jamaikanische Nachbarsmädchen nennt er liebevoll „Gin-Tonic“, auf Grund ihrer farbloser, bitteren aber dennoch frischen und beliebten Art.
„So, how was school, Gin Tonic ? Did you learn much?“
Seine Frau Rosie nennt er übrigens liebevoll „Bird“. Natürlich verpasste er mir ebenfalls einen Spitznamen: „Liv live“.
Das persönliche Aussehen und die Schönheit ist für einige Jamaikanerinnen bedeutender als angenommen. Jede zweite trägt eine Perücke mit einer Frisur, die ihre eigene natürliche Haarstruktur nicht zuliess.
Währenddem ich nach Hause lief, fing es leicht an zu regnen und eine Jamaikanerin brüllte mir die Sätze „Get out of the rain, your getting wet girl !“ zu.
„Im Gegensatz zu dir bleiben meine Augenbrauen aber noch dort wo sie hingehören, auch wenn es regnet“, dachte ich.
Jamaika funktioniert wie ein grosses mächtiges Netzwerk. Sprich verbale und non verbale Kommunikation. Jamaikaner suchen permanent Augenkontakt, wenn du sie „belohnst“, belohnen sie dich und sprechen dich an. Wenn du den Augenkontakt jedoch vermeidest und sie ignorierst versuchen sie alles um dich von sich zu überzeugen und bleiben hartnäckig. Als Frau hört man somit öfters die Sätze: „Hi girl, come over here. Can I join you the day? Where are you going?“. Dies strapaziert teilweise die Nerven und ist auf eine Art frustrierend.
Das jamaikanische Hauptgericht ist übrigens „Saltfish“, dieser wird aus den Vereinigten Sta…. ähm, Donald Trump and company limited geliefert. Jedoch wird vor dem Import den Fischen die Köpfe abgeschlagen, da sie angeblich aussehen wie Menschenköpfe.
Trotz der wahnsinnig tollen Momente die ich erleben durfte, spürte ich dass es langsam an der Zeit war mich von Ritchie und Rosie zu verabschieden. Irgendwie ändert mein Unterbewusstsein den eigentlichen Plan, sobald eine Routine entsteht. Quasi eine Anti Routine. Rosies Lieblingsbeschäftigung war es Ketten und Armbänder jeglicher Art herzustellen. Zum Abschied bastelte sie mir ein Armband mit meinen Namens-Buchstaben an der Front. Ich finde es genial, so vergesse ich nie mehr meinen Namen. :)
„The world is your dschungle, Liv live“, sagte mir Stiefelriemen Bill zum Abschied und umarmte mich.
Der Abschied war nicht leicht, trotzdem musste ich weiterziehen. Mein nächster Punkt hiess „Negril“, eine touristischere Stadt im Nordwesten der Insel. Dort befindet sich unter anderem das „Rick’s Cafe“, das in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Bekanntheitsgrad erreicht hat.
Der Standort, die Schwimm- und Klippenspring Möglichkeiten und die Live-Musik verschafften dem „Rick’s Cafe“ die Steigung zur Berühmtheit. Folgend in der Bildergalerie findest du unter anderem Bilder des jamaikanischen Hotspots. Zudem gestaltete ich eine kleine übersichtliche Karte von Jamaika, so kannst du meine Route beziehungsweise besuchten Orte zurückverfolgen.
Mein Ziel, der Küste entlang wieder zurück nach Port Antonio zu reisen, stand fest. Vorher verbrachte ich jedoch noch einige Tage in Montego Bay, dort lernte ich Leon kennen der eigentlich aus Deutschland stammte und ebenfalls die Insel bereiste. Wir verstanden uns sehr schnell sehr gut und beschlossen zusammen nach Ocho Rios, in die nächste grössere Stadt Richtung Osten zu reisen. Wir verbrachten die Nacht in einem Hostel direkt am Fluss, der das magische Jamaika-Feeling umso mehr verstärkte. Wieso Leon die Reise nach Jamaika antrat ? Musikalische und Pflanzliche Hintergründe. Er vergöttert die Reggae Musik und das Gras.
In New York verkaufen Rapper Ihre Hip Hop CDs und in Jamaika verkaufen Reggae Artists ihre Reggae CDs auf den Strassen.
In italienischen Regionen verwendet man für jegliche Delikatessen Zitronen, in Mexico ist es der Tequila und in Jamaika der überaus bekannte Rum.
Nach ein paar Tagen reisten wir beide wieder weiter mit dem Bus nach Port Antonio, dort trennten sich unsere Wege und wir verabschiedeten uns.
Das grosse Wiedersehen mit Andre, meinem ersten Gastgeber/Mitbewohner stand bevor ! Es fühlte sich wie ein nach Hause kommen an, als ich den Hang zu seiner Wohnung bestieg und die gigantische Aussicht wieder bewundern durfte. Quasi von den Ferien in die Ferien, und wieder zurück in die Ferien. Als ob ich nie für fünf Wochen einige hundert Kilometer entfernt gewesen wäre, als ob ich nie gegangen wäre… Schnell war alles wieder beim alten. Hündin „High“ begrüsste mich freudig, die zwei Katzen Timon und Pumbaa musterten mich wie immer skeptisch und Kätzchen „Coira“ kletterte fleissig umher und entdeckte die Welt.
In meiner ersten Woche in Jamaika und bei Andre gebar Pumbaa insgesamt fünf Kätzchen, wovon vier leider verstarben. Andre beschloss das letzte noch lebende Kätzchen mir zu widmen. Er hatte die Idee meinen Wohnort in der Schweiz als Namen für den kleinen Tiger zu verwenden. Ich weigerte mich jedoch das Kätzchen Tamins oder Chur zu nennen und entschied mich daher für die weitaus schönere italienische Variante „Coira“. Der Name passte wunderbar zu der Floh-Schleuder.
Spontan entdeckte ich ein Angebot nähe Port Antonio, welches sich um „Volunteerwork“ also Freiwilligen-Arbeit in einer kinderfreundlichen Organisation handelte. Ich fand schnell Gefallen an der Idee, hauptsächlich weil ich ein wenig Abwechslung brauchte. Somit vereinbarte ich ein Treffen mit Nishan, der Leiterin dieses ganzen Projekts und quetsche sie mit Fragen aus. Fragen wie für was ich zuständig bin oder was meine Aufgaben sind. Anhand der Antworten zu diesen Fragen gelangen wir automatisch von den wunderschönen Seiten zu den Schattenseiten von Jamaika. Rahmenthema Armut.
Die meisten Kinder in Jamaika verfügen beispielsweise über keine der schulischen oder ausserschulischen Möglichkeiten wie wir es gewohnt sind. Die Finanzen stellen sich schnell als grosses Problem dar. Die Monatsgehälter sind teilweise katastrophal, die meisten blicken knapp über die Runden.
Bedeutet: Kein Geld = Keine Schule.
Zudem gelten Hobbys wie beispielsweise ein Instrument erlernen, Tanzkurse belegen, in einem Fussballverein sein oder einfach nur Kind sein dürfen als Luxus. Eltern können teilweise keine Sonntage mit den Kindern am Strand verbringen, da sie sich um die Arbeit kümmern müssen. Ansonsten können sie die hohen Strom oder Wasser Rechnungen nicht mehr bezahlen.
Nishan baute vor einigen Jahren die Organisation „BBCC = Boston Beach Culture Centre“ auf, um den Kindern ihre Kindheit wieder zu geben. Sie erhielt Unterstützung aus aller Welt, die dieses Projekt befürworteten.
Zusammen mit einigen anderen Volunteers betreuten und unterrichteten wir die Kinder, welche zwischen ca. 4-14 Jahre alt waren.
Auf meine Frage, um welche Zeit wir jeweils starten antwortete Nishan mit: „Wir beginnen normalerweise um 16.00 Uhr mit dem Unterricht, die Mitarbeiter treffen sich jedoch schon eine Stunde früher um alles vorzubereiten.“ - „Ok, alles klar. Bis wann arbeiten wir in etwa ?“ - „Oh… so ca. bis um 18.00 Uhr“.
Ohh…. wow. 2-3 Stunden Arbeit ? Als „Lohn“ wohnten wir in einem Volunteer-Haus und durften dort quasi gratis residieren.
Fast drei Wochen arbeitete ich in der „BBCC“ und ich genoss jede einzelne Sekunde. Wir unternahmen Strand-Tage, Tanz- oder Trommel-Kürse und organisierten einen Kinoabend mit und für die Kinder. Ein Lifeguard der nicht schwimmen kann? Dieser Widerspruch in sich gibt es tatsächlich, er lebt an der Ostküste von Jamaika. Erstaunlich viele Jamaikaner konnten das Schwimmen leider nie erlernen, daher gibt die BBCC einigen Kindern die Chance dazu.
Die Kinder musterten mich fragend, als sie mich zum ersten mal entdeckten. Klar, eine weisse Frau sieht man nicht alle Tage auf Jamaika. Schnell sprangen die Kinder zu mir und taten all diese Dinge, die bei uns teilweise nur bei Schwarzen gemacht werden. Sie fuhren mir durch meine glatten Haare und studierten verwundert die Haarstruktur, erkundigten die schöne weisse Haut und meine hellen Fingernägel. Schnurstracks kam ein kleines Mädchen mit verschiedenen Nagellack-Farben angerannt und überredete mich meine Fingernägel lackieren zu dürfen. Ich bekam sogar einen neue Frisur !
Da die Kinder in teilweise sehr schwierigen Familienverhältnissen aufwuchsen, zeigten sie teilweise weder Respekt noch Anstand. Nah, wie auch ? Diese Baustellen meistern zu können gestaltete sich als herausfordernde Challenge.
Wir veranstalteten einen gemütlichen Filmabend mit Popcorn und allem drum und dran. Disney-Filme bleiben nach wie vor der absolute Renner für jung und alt. Auf Grund dessen schaffte es der Zeichentrickfilm Aladdin an die Spitze und schlussendlich verfolgten wir diesen Film auf Leinwand. Abgesehen davon, dass ich den Film zuletzt vor ungefähr sieben Jahren gesehen habe, bemerkte ich auch die spezielle „Jamaika-Filme-schauen-Methode“ an diesem Abend. Wir starteten den Film. Ausser dem knisternden Popcorn-Geräusch war in den ersten paar Minuten des Films nicht viel hören von den Kids. Ruhe. Ein Getränk kippt um. Popcorn-Rascheln. Und DANN fing es an. Die Kinder starteten eine heisse, in die Länge gezogene Diskussion über irgendeine Szene im Film. Dachten aber nicht daran den Film zu stoppen. Nein, sie diskutierten immer weiter und weiter, ignorierten unsere Ansagen. Ich beobachtete dieses Phänomen sogar auch bei erwachsenen Jamaikanern, anscheinend ist das die verborgene „Besonderheit“, von der bisher nicht viele davon wussten. Ob positiv oder negativ sei mal dahin gestellt. Faszinierend, die Konzentration und Geduld für so einen langen Zeitraum anhalten zu können. Das Gehirn auf Flugmodus zu stellen. Offline anstatt Online zu sein.
Ab der zweiten Hälfte des Films erhielt die Konzentration endlich die Landeerlaubnis, das Gehirn als Flughafen dargestellt. Der Anschlussflug startete in genau 45 min, solange blieben die Passagiere zusammen und mussten sich mit der Konzentration als Gefährte zufrieden geben.
Nach knapp drei Wochen in der BBCC verabschiedete ich mich von Nishan und von den Kindern, umarmte noch schnell ein paar Bäume und stieg schlussendlich mitsamt meinem Gepäck in den Bus nach Kingston. In Jamaikas Hauptstadt stand mein Flug in die USA an. Die letzten paar Tage in Kingston verbrachte ich damit, Museen zu besuchen. Natürlich trat ich in das bekannte und liebevoll gestaltete Bob Marley oder Peter Tosh Museum. Zwei weltbekannte und legendäre Musiker. Beides sehr interessante Reggae-Künstler sowie Museen.
In der chaotischen Stadt Kingston erlebte ich zum krönenden Abschluss eine witzige Geschichte:
Nachmittags war ich zu Fuss unterwegs in eine Bar, plötzlich stoppte ein Taxi unmittelbar neben mir. Der Fahrer erkundigte sich nach meinem Ziel. Ich erklärte ihm den Weg zu der Bar, in der ich ein paar Freunde traf. Die Fahrt dauerte eigentlich etwa 15 Minuten. In den ersten Minuten der Fahrt fragte mich der Taxifahrer: „Are you married?“. Ich antwortete mit einem schlichten und einfachen „No“. „Ok. Will you marry me ?“, fragte mich der Mann anschliessend. Als Antwort kam wieder ein klares „No“.
Das war anscheinend zu viel für den kleinen Jamaikaner, denn direkt nach unserer kurzen Konversation setzte er den Blinker, fuhr links heran und warf mich quasi aus dem Auto. Ich finde die Geschichte sehr amüsant und fast so witzig wie die Flughafen-Mitarbeiter jedes mal meinen Nachnamen versuchen auszusprechen; Maue... Maueho... Maueccchoffer !
Ich realisierte dass bei meiner Reise rund um die Insel Jamaika bald der Countdown gezählt wird. Beim Aussprechen der eins wird jedoch automatisch ein neuer Countdown aufgestellt, nämlich für die Reise in das nächste Land.
Mein letzter Abend auf Jamaika verbrachte ich im Dub Club, oberhalb von Kingston. Die grossen Lautsprecher mit gemütlicher Reggae Musik wandelten die eigenen Bewegungen in Wellen um. Wenn du das nicht nachvollziehen kannst, musst du nach Jamaika und dies erleben. Dann wirst du es verstehen. ;)
Die Aussicht im Dub Club über die gesamte Stadt ist atemberaubend schön und so konnte ich mir die ganze bisherige Reise durch den Kopf schweifen lassen. Somit fand ich für mich einen passenden und einzigartigen Abschluss. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie man so schön sagt.
Ein Taxifahrer fragte mich, was ich auf Jamaika gelernt habe. Ja, was habe ich gelernt? Ich denke das wichtigste ist, so radikal es auch klingt: „Vertraue niemandem ausser dir selbst“.
Ungewöhnlich, atemberaubend, umfangreich, zusammenfindend, spannend, unglaublich und karibisch schön - all diese Wörter beschreiben Jamaika meiner Meinung nach hervorragend. Trotzdem war der Abschied hart. Sich von Freundschaften temporär zu verabschieden, welche man auf der Insel geschlossen und genossen hat oder die kleinen Paradise hinter sich zu lassen. Der jamaikanische Spirit verlege ich jedoch nicht so schnell, ich konnte einiges von der Insel mitnehmen. Sei es musikalische Inspirationen, spannende Philosophien, leckere Rezepte, verschiedene Kontakte und natürlich die zahlreichen Geschichten und Erinnerungen.
Mama & Papa, wenn ihr das liest muss ich euch leider enttäuschen. Ich bringe keinen Jamaikaner in die Schweiz mit der gut kochen kann und nebenbei bemerkt noch gut aussieht, sorry. ;)
Alle Bilder der zweiten und letzten Hälfte von Jamaika sind wieder in zwei Galerien aufgeteilt.
Enjoy :)
Übrigens kannst du in der Sparte "Kontakt" deinen eigenen persönlichen Kommentar zu meiner Reise oder zu meiner kleinen Website hinterlassen.
Freue mich immer wieder diese zu lesen !
24. Juni 2019
Eine längere Reise über Miami stand bevor, schlussendlich landete ich mit dem Flieger in Charlotte in North Carolina. Nach fast drei Monaten in Jamaika ist der Kulturschock natürlich vorprogrammiert mit gravierenden Folgen. Ina, die Gotta meiner Mama holte mich zusammen mit ihrem Ehemann Richard vom Flughafen ab und wir fuhren gemeinsam nach Wilmington, ein Städtchen welches an der Küste von North Carolina liegt. Seit mehreren Jahren wohnen sie zusammen in den USA, vor North Carolina lebten sie lange Zeit in Texas. Die nächsten Tage durfte ich mit den beiden verbringen, Ina zeigte mir die Gegend und die empfehlenswerten Orte im Schnelldurchlauf.
Ich fühlte mich wie in einem amerikanischen Film. Das Klischee traf wieder einmal voll ins Schwarze. Natürlich verglich ich automatisch die Häuser mit denen die ich in Jamaika zu Gesicht bekam und in denen ich teilweise hauste. Das Wort Ruine entspricht jedoch eher dem jamaikanischen Stil. Erst in anderen Ländern fallen diese Unterschiede auf. Die Gegend in North Carolina war sehr gemütlich, ruhig und vor allem sauber. Die jeweiligen Gärten sind klar gekennzeichnet und gepflegt. Die witzigen Briefkästen stehen vor jedem Haus an jeder Strassenseite und der Postbote radelt morgens mit dem Fahrrad durch die Nachbarschaft und wirft die eingerollten Zeitungen vor die Haustüren. Das typische amerikanische Frühstück Pancakes mit Ahornsirup, Würstchen und Speck darf natürlich nicht fehlen.
Alles passiert zu geregelten Zeiten. Alles ist mehr oder weniger genau organisiert. Glaub mir, nach Jamaika, der "Komm-wir-verschieben-es-auf-später", "Komm-wir-verschieben-es-auf-morgen" oder "Komm-wir-verschieben-es-auf-nöchste-Woche" Metropole ist dies eine komplett andere Welt. Zudem erledigen alle ihre Aufgaben rechtzeitig und das Essen wird auch rasant schnell geliefert ! Total ungewohnt !
Somit genoss ich einige kurze, aber dafür umso schönere Tage in Wilmington. Meine Kamera liess ich mehr in meiner Kameratasche als sonst, denn ich wollte diese begrenzte Zeit, welche mir zur Verfügung stand mit Ina und Richard verbringen und geniessen. Ina stammte eigentlich aus Berlin, lernte jedoch vor einigen Jahren ihren jetzigen Mann Richard kennen, einen waschechten Amerikaner aus dem Bilderbuch. Beide bewiesen einen grossartigen Humor, auf ihre ganz eigene Art und Weise.
Wilmington erinnerte mich ein wenig an Los Angeles, da es empfohlen wird sich mit dem Auto fortzubewegen. Die einzelnen Destinationen liegen weit auseinander, diese sind teilweise nur mit dem Auto und nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Das essen in Wilmington, sei es bei Ina und Richard zu Hause oder auswärts war immer fabelhaft. Einmal assen wir zu dritt in einem Restaurant zu Abend. Wir quatschten sehr viel und über alles mögliche, bis auf einmal eine Dame an unseren Tisch kam und sagte: "I'm sorry, I'd like to ask you a quick question. I noticed that you're from Switzerland. Are you a Roger Federer Fan ?"
Ich wurde schon viele Dinge gefragt, aber das toppt alles. Was hätte sie getan wenn ich die Antwort verneint hätte ?
Abgesehen davon dass das Essen ausgezeichnet war, waren die Portionen eher Ami-style-gross. "Oh, god. This kills my diet, but it's absolutly worth it", meinte Richard. Ina und ich waren mehr als satt nach unseren gewählten Gerichten, Richard sah dies jedoch eher als seine Vorspeise. "Oh, what a nice little snack! What do we eat tomorrow for breakfast ?", fragte er auf dem Nachhause Weg. "Please, stop talking about food! My belly is full", antwortete Ina klagend. "Why ? I like to talk about food. I love food !"
Kennst du das, wenn du in einer einzigen Nacht dutzende positive Träume ohne Übergang hast ? So fühlte ich mich ungefähr während dieser Zeit. Alles passierte wahnsinnig schnell und ehe ich Ina und Richard begrüsste, musste ich mich auch schon wieder von ihnen verabschieden. Denn eine sechs-stündige Busfahrt wieder zurück nach Charlotte zum Flughafen winkte mir bereits aus der Ferne zu. Anstandshalber winkte ich zurück.
Ich bin wahnsinnig dankbar für die Zeit bei und mit Ina und Richard, wir haben in den wenigen Tagen alles mögliche vollbracht ! :)
Im randvollen Bus sass ich neben einem Mann der ursprünglich aus Texas kam. Die folgende Stunde kaute er mir ein Ohr ab und redete ohne Punkt und Koma über das moderne finanzielle Wesen. Alle die mich kennen wissen dass mich das wahnsinnig interessiert.
Immerhin weiss ich jetzt was Bitcoins sind, auch gut.
Folgend befindet sich wie immer die Bildergalerie, viel Spass !
Next stop: New York City ! :)
27. Juni 2019
New York - Für knapp eine Woche zeigte sich diese Stadt als mein Habitat. New York war im Januar mein erster Landepunkt und gestaltete sich zufälligerweise auch als letzter Stopp in den USA auf meiner Reise, bevor ich wieder zurück nach Europa flog. So sah ich die Weltstadt im tiefsten Winter, sowie im heissesten Sommer. Zwei komplett andere Welten, der Sommer warf ein ganz neues Licht auf die beliebte Stadt an der Ostküste von Donald Trump and company limited. Alles erwachte zum Leben; angesagte Rooftop-Bars öffneten wieder ihre Tore und der Central Park wurde zum populären Treffpunkt für alle Pärchen, Hipster oder Rentner. Nicht zu vergessen die vielen Hunde die durch den Park rannten und Eichhörnchen jagten. Jogger waren unterwegs und trainierten fleissig für den anstehenden Marathon. Allesamt krochen gemeinsam aus dem düsteren Loch der Melancholie. Anfangs des Jahres war es durchaus menschenleer, im Vergleich zu jetzt.
Ich würde es nicht unbedingt weiter empfehlen, nach knapp drei Monaten Jamaika wieder in die Staaten und schlussendlich nach New York zu reisen. Erstens strapazierte die übertriebene Sicherheitskontrolle am Flughafen meine Nerven und zweitens; weisst du noch mit welchem Wort ich New York zu Beginn des Jahres beschrieb? Genau, Hektik! Es zeigte sich als weitaus gefährlich und riskant als tiefen-entspannte Reisende, die den Frieden ihres Lebens in Jamaika fand, in einer Business-Grossstadt mit mehreren Millionen Einwohnern wirbelnd durch die Strassen gehetzt zu werden.
Zudem waren die Unterschiede, verglichen mit Jamaika, unglaublich irre. Ein grosser Minuspunkt war für mich schnell klar: das „Fabrikessen“ in den Staaten. Die karibische Insel öffnete tatsächlich meine Augen. Ich denke für einige wäre die Gehirnwäsche, welche ich auf Jamaika erlebte sehr hilfreich. Zudem schätzt man automatisch die für uns herkömmlichen und „normalen“ Dinge wie fliessend Wasser oder Strom viel mehr, nachdem man längere Zeit auf dieser Insel verbrachte.
Und liebe Amerikaner, sowie alle anderen Völker auf dieser Welt: Die Schweiz ist NICHT Schweden !
„Hey, where are you from ?“ - „I’m from Switzerland.“ - „Oh, nice. My brothers lives there too !“ - „Cool, in which city lives your brother ?“ - „In Stockholm.“
Das ist peinlich und inakzeptabel. Bitte, informiert euch vorher.
In New York fanden sich ebenfalls zwei langjährige Freundinnen wieder: Eine meiner besten Freundinnen, Soraya, die ich seit der Berufsschule kenne, flog extra nach New York um mich zu sehen.
Nein, Spass. Im Mai dieses Jahres startete sie ihr „au pair“ Jahr in der Nähe der Stadt und natürlich vereinbarten wir ein Treffen miteinander. Unser Wiedersehen in der Grand Central Station war spektakulär. Ich freute mich extrem auf unser Zusammentreffen. Es war schön das vertraute Gesicht nach genau fünf Monaten wieder anstarren zu können. Logischerweise hatten wir einander ausgiebig viel zu erzählen. Zu diesem Anlass organisierte ich ein Picknick im Central Park. Ab da wurde nur noch geredet, gelacht, Fotos geschossen, geredet, geredet, gelacht und geredet. Habe ich bereits erwähnt, dass wir viel geredet haben ?
Abends veranstalteten wir eine Karaoke-Nacht und sangen bis früh morgens Songs aus allen möglichen Jahrzehnten. Vom allseits bekannten Disney-Lied „Probiers’ mal mit Gemütlichkeit“ , über „Living on a Prayer“ von Bon Jovi bis zu „Monsta“ von Culcha Candela war alles dabei. Natürlich durfte unser persönlicher Klassiker „Lemon Tree“ von Fools Garden nicht fehlen. Ein gelungener und legendärer Abend, danke Soraya :)
Die nächsten Tage verbrachten wir ebenfalls zusammen, besuchten das „Museum of Sex“ und schossen natürlich einige Portrait- Photos. Im Endeffekt genossen wir einfach die Zeit zu zweit. Sie stellte mir ihre gesamte Gastfamilie in Connecticut vor, mitsamt allen drei Kindern und natürlich deren Eltern. Bilbo Beutlin, der Vater der Kinder war ebenfalls anwesend. Ist schon bemerkenswert, wen ich alles auf meiner Reise antraf: Einen Käpt'n Blaubär/den Vater von Pinocchio, den Stiefelriemen Bill und jetzt noch einen Hobbit.
Soraya landete glücklicherweise in einer sehr zuvorkommenden, freundlichen und lustigen Host-Familie mit sehr abenteuerlichen Kindern. :)
Mein Aufenthalt in New York ging wieder einmal rasant schnell vorüber und ich werde mich sehr gerne an die Zeit in Amerika zurückerinnern, besonders wenn ich diese Beiträge wieder lese.
Wie üblich findest du folgend die Photographien von New York, viel Vergnügen :)
03.07.19
Nächster Halt: Málaga. Eine bombastische Zeit stand bevor, welche bereits etwa 5'700 km weiter östlich auf mich wartete. Ein Katzensprung entfernt, quasi. Ein gewaltiger Regen der aus persönlichen, positiven sowie wichtigen Ereignissen bestand prasselte auf mich ein. Nicht zuletzt weil sich eine langjährige Freundin dazu entschlossen hatte ihre Ferien in ihrer Heimatstadt - Málaga - mit mir zu verbringen. Die Wettervorhersage wurde somit festgelegt, doch niemand wusste nur annähernd welche Auswirkungen diese auf uns haben würde.
Aber zurück an den Anfang, wie alles startete. Ich verabschiedete mich von der Stadt die für dessen massive Grösse und deren abweichenden Facetten bekannt ist. Die Stadt die niemals schläft. New York. Ich durfte einen mir völlig abweichenden Lebensstandard näher kennenlernen, der für gewisse Amerikaner als herkömmlich und "normal" gilt. Das ist deren Komfortzone. Dieses Leben kennen sie. Handkehrum verfügen die US-Bürger genau denselben Gedanken auch gegenüber uns Schweizern. Das ist der springende Punkt. Dieser Gedanke existiert auf der ganzen Welt. Alle Nationen sind betroffen. Jede Kultur ist anders und stimmt teilweise nicht mit den gewohnten Prinzipien überein. Dies spricht deren jeweiligen Komfortzonen zu. Der richtige Umgang mit diesen Differenzen ist gefragt.
Offenes und respektvolles Auftreten bestrichen mit Akzeptanz erleichtern das Zusammenleben, die Beziehung und das Verständnis zu diesen fremden Orten, den Menschen sowie deren Kulturen. Der Gedanke dahinter zählt, nun ist die bewusste Umsetzung vonnöten um einen Ort besser kennenzulernen. Im eigenen Interesse natürlich.
Das Lichtermeer der Stadt war mehr als eindrücklich, aus der Perspektive des Fliegers betrachtet. Somit das letzte Bild von New York, welches ich in Erinnerung behalten konnte. Ich flog mit der Nachtmaschine zuerst nach Portugal und im Anschluss wechselte ich den Flieger nach Spanien. Als ich wenige Stunden danach in Málaga, meiner Destination ankam verspürte ich den plötzlichen Drang des Jahrhundertschlafs. Den ganzen Flug über fand ich keine wirkliche Erholung, gewiss versteckte sich diese irgendwo vor mir.
Ich liess mich somit auf eine Sitzbank noch im Flughafengebäude in Málaga fallen, setzte die Kopfhörer in meine Ohren und tauchte so zufrieden in meine Welt ein.
Die ersten paar Tage bezeichnete ich mich als "anwesend". Körperlich da, gedanklich noch irgendwo im Nirgendwo. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis ich mich wieder ansatzweise an die neue alte Welt gewöhnen konnte. Sprich an die "gewohnte" Uhrzeit, keine Zeitverschiebung die ich mehr beachten musste.
Die neue Umgebung sowie natürlich die Sprache entpuppten sich beide als fremde Individuen. Doch genau das zeigte sich als das spannende der ganzen Sache. Der Reiz der Herausforderung, die Überraschung, die Entdeckung vom Neuen. Dieser ganze Prozess vergleiche ich gerne mit einem Videospiel. Bei jeder neuen Destination/Stufe wird kurz vorher der "Reset"- Knopf aktiviert. Ein neues Leben startet, je nach dem erreicht man so auch ein höheres Level.
Cecil kam erst einige Tage später in Málaga an, wir verabredeten uns vor dem berühmten Picasso Museum. Prägender Surrealismus pur. Der Standort traf - bezogen auf meine aktuelle Situation - voll ins Schwarze. Denn Picassos Grundlage und ich hatten an dem Tag einiges gemeinsam: Surreale Einwirkungen noch vor der sich nähernden Bewegung. Trotzdem behaupteten wir beide in der Wirklichkeit geblieben zu sein. Dort wo die Imitation der Wirklichkeit imitiert wird durch eine Bildwirklichkeit.
Natürlich war die Vorfreude Cecil endlich wieder sehen und in die Arme schliessen zu können unheimlich gross. Irgendwie komisch und absurd, wenn das so vertraute Gesicht welches man das ganze letzte halbe Jahr nur über einen minimalen Handy-Display verpixelt sehen konnte, auf einmal in voller Realität wieder zu sehen war.
Zweifellos spendete ich unser Wiedersehen gerne der Sammlung der schönen und einzigartigen Erinnerungen.
Das familiäre Gefühl, welches Cecil ausstrahlte und ich so sehr vermisste sog ich auf wie ein Jamaikaner der einen Joint rauchte - pur und ohne Filter. Meine abweichenden Eindrücke und Ereignisse, die ich in den letzten Monaten erhielt befanden sich im Verarbeitungsprozess. Langsam war ich bereit für ein Upgrade, ein System-Update. Mit aufgeladenen Batterien fuhren wir weiter. Für die nächsten zwei Wochen buchten wir uns eine AirBnB Wohnung in der Nähe des Stadtzentrums in Málaga. Bezüglich der Fotografie experimentierten wir reichlich, sodass jeder dessen Ideen ausleben konnte. Phasenweise erhielten wir beide Inspirationen. Einige Ergebnisse sind wie gewohnt unten aufgeführt.
Als ich meine Reise Ende Januar startete schenkte mir Cecil unter anderem eine analoge Einwegkamera. Die analoge Fotografie-Welt hat einen Sinn sowie einen gewissen Reiz, welchen ich durchaus befürworte. Die Bildanzahl des Filmes ist natürlich beschränkt - daher ist eine genaue Überlegung des Motivs, welches man ablichten will angemessen. Unzählige Versuche wie in der digitalen Fotografie existieren nicht. Abseits der Nostalgie gefällt mir dieser Gedanke, bewusst ein Foto schiessen zu wollen. So erhält die ganze Geschichte eine gezielte Umsetzung einer Vorstellung. Meiner Meinung nach ist dies in der heutigen Zeit nicht mehr umbedingt selbstverständlich. Erst nach der Entwicklung des Filmes werden die Bilder sichtbar. Dies verleitet dem Ganzen noch zusätzlich eine mysteriöse, überraschende und spannende Note.
Die Lokalität bekamen wir reichlich zu sehen - das spanische Städtchen bewies mit ausreichend Charme und friedlichem Ambiente dessen Vielseitigkeit. Kulturell sowie auch traditionell. Wie immer verging die Zeit wie im Flug. Viel zu früh klopfte der letzte gemeinsame Tag an, bevor ich wieder in den Flieger nach Mallorca stieg. Dies entsprach einem für mich bedeutenden Meilenstein, die Zeit zu zweit vergesse ich nicht. Meine Seiten wurden vollgeschrieben mit bedeutungsvollen, herausragenden und beachtlichen Episoden. Die amüsanten und humorvollen Geschichten kamen selbstverständlich nicht zu kurz. Mein Gehirn wurde tätowiert. Alle meine Speicherkarten waren randvoll mit Fotos, die Kapazität meiner Festplatte neigte sich langsam dem Ende zu.
Und einige dieser Bilder siehst du nun folglich weiter unten. Alle Fotografien wurden im Raum Andalusien - Málaga aufgenommen, daher liess ich die Bildbeschreibung bewusst weg.
Muchas Gracias Cecil, Gracias Málaga !
Disfruta las fotos :)
Hasta Pronto.
18.07.19
"Mallorca hat was". Dies war schlichtweg mein erster Gedanke bezüglich Mallorca, als ich die Insel vor bald zwei Jahren das erste Mal bereiste. Damals für eine verhältnismässig kurze Zeit. Natürlich wollte ich mehr von der Insel erfahren. Die Hintergrundgedanken und das erschaffene Fundament erfassen, mit der Frage ein Leben dort verbringen zu können. Somit blieb genau eine einzige Option übrig um diese Frage beantworten zu können:
Man muss es am eigenen Leibe erfahren. Schlussendlich verweilte ich über zwei Monate auf der spanischen Insel.
Nach dem schweren Abschied von Cecil am Flughafen in Málaga versuchte ich meine Gedanken neu zu bündeln und mich auf mein nächstes Ziel vorzubereiten. Mallorca. Primär fühlte ich mich sehr zu der Insel hingezogen, wollte diese somit besser kennenlernen.
Mallorca ist mit unzähligen schönen Flecken geschmückt, welche die Anforderungen eines gelungenen Rückzugsort reichlich erfüllten. Trotzdem landete ich nun genau auf der gegenteiligen Seite der Geschichte sowie der Insel: An der Playa de Palma. Auch als S'Arenal oder Ballermann bekannt. Natürlich war dies voll mein Ding.
Sobald das Wort "Mallorca" fällt, verbindet man dies sofort und ohne zu zögern mit der genannten Partyszene. Diese automatische Mischung die getroffen wird empfinde ich immer als sehr schwierig und voreilig. Meiner Meinung nach darf ein derart schöner Ort nicht auf den mit Abstand abstossendsten Teil dieser Mittelmeer-Insel reduziert werden. Denn Mallorca hat soviel mehr zu bieten. Nur weil der Ballermann ein durchaus bekannter, durch die Medien gepushter Ort ist, darf man die weiteren wichtigeren Eindrücke der Insel nicht vergessen. Unter anderem die wunderschönen Landschaften, kaum bewohnten Orte und einzigartigen Küsten. Dieser Gedanke sollte man im Hinterkopf bewahren. Die Insel ist klein und übersichtlich, viele Fluchtpunkte kann man sich selbst erschaffen.
Natürlich hatte der Ballermann auch durchaus witzige Seiten.
Weitere Orte an denen man Sätze wie "Wenn du ein zweites Einhorn siehst, sag' dem bitte ich bin im Bierkönig !" zu Ohren bekommt halten sich in Grenzen.
Zu amüsant waren natürlich auch alle afrikanischen Verkäufer. Die versuchten an der Playa de Palma ihre hochwertigen und qualitativ herausragenden Sonnenbrillen zu vermarkten. Natürlich ist der Verkauf von Sonnenbrillen zu einfältig. Daher nahmen die Genies ebenfalls Accessoires wie Tücher, Gurte oder Kappen in ihrem Sortiment auf. Die Afrikaner bekamen übrigens auch tolle Übernamen. Total verfügte man über ganze zwei Optionen. Entweder wurde ihnen der Name "Helmut" oder "Dunkelmut" verliehen. Kreativ, ich weiss.
Noch witziger wurde es allerdings wenn einer dieser Hel- oder Dunkelmuts mit seinen überragenden Verkaufs-Argumenten den Touristen etwas andrehen wollte.
"Servus ! Kaufe Sonnenbrille ? 300 Jahre Garantie... Nein, lebenslange Garantie ! Ja oder Ja ? Alter Falter... Aber Hallo !"
Damit man die Promillen-Zahl messen konnte, verwendete man normalerweise einen herkömmlichen Alkohol-Tester. Jedoch gab es am Ballermann auch eine andere Variante, welche die Feststellung (ob man bereits über seine personalisierte Grenze hinausgeschossen war) beschleunigte.
Die persönliche Barriere war schon längst durchbrochen, wenn man einem Helmut ALLE Brillen abkaufte. Ab dem Zeitpunkt war nun klar: Das Maximum des Maximums an Besoffenheit wurde bereits erreicht. Die Sonnenbrillen, welche nebenbei bemerkt über einen erstaunlichen UV- Schutzwert von -15 verfügten, hielten wie versprochen lebenslänglich.
Überaus belustigend wurde es auch wenn die spanische Polizei beschloss, die Playa kurz abzufahren um nach dem Rechten zu sehen. Denn streng genommen galt der Handel den die Helmuts hier vollziehen als illegal.
Die Szene war immer wieder köstlich und erinnerte mich jedes Mal an den folgenden Part aus "Der Herr der Ringe"- Trilogie:
Die schwarzen Reiter die zu allen Zeiten die Gegenwart des Ringes spürten und dem Signal so folgten waren meistens nur auf den Hauptstrassen unterwegs. Derjenige der den Ring trug wurde von ihnen sofort umgebracht. Frodo besass den Ring in dessen Jackentasche und bewegte sich mit den anderen Hobbits stets aufmerksam und vorsichtig fort. Sie hielten sich mehrheitlich auf den Nebenstrassen auf, um dem Wagnis aus dem Weg zu gehen. Doch wenn sie sich trotz des grossen Risikos auf einer Hauptstrasse befanden und dies ein schwarzer Reiter entdeckte, mussten die Hobbits schleunigst weg von der Zielscheibe und sich in Sicherheit bringen. Ansonsten gerieten sie in die Obhut des bösen Herrscher der Macht.
Nun ist deine Fantasie gefragt. Verkleidet hinter den schwarzen Reitern war die Polizei, hinter den Hobbits steckten die Dunkelmuts.
Natürlich ohne die brutalen Folgen.
Ok, zurück zum eigentlichen Thema. Viele die mich kennen wissen, dass die Partyszene sowie der Ballermann nicht wirklich meiner Person entspricht. Eigentlich entspricht dies dem kompletten Gegenteil von mir und meinen Interessen. Denn ich hielt mich wegen einem einzigen Grund am Ballermann auf: Diving and Adventure, die Tauchschule direkt an der Playa de Palma. Die Tauchschule des Vertrauens. ;)
Ich rutschte anfangs Mallorca in die erwähnte Tauchschule, blieb dort hängen und kam irgendwie nicht mehr weg. Dabei bekam ich einen Promotion-Job, beidem ich ganz einfach Werbung für die genannte Tauchschule machte und so Tickets verkaufte. Der Job öffnete mir sehr viele Türen, wofür ich überaus dankbar war und immer noch bin. Denn diese Entscheidung brachte allerlei positive Ereignisse mit sich: Ich entdeckte eine für mich ganz neue und herausfordernde Aktivität/Leidenschaft, war umgeben von Strand, Meer und Sonne und ich bekam zudem die Möglichkeit mit allen saisonalen Tauchlehrern oder Dive-Instructor in einer WG wohnen zu können. Somit war ich umschlossen von einer einzigartigen Truppe in der ich mich sehr wohl fühlte und verdiente nebenbei sogar noch ein bisschen Geld.
Ganz ehrlich: Dass sich das Blatt so wenden würde hätte ich nie gedacht.
In der oben kurz erwähnten WG wohnten die warmherzige Kate aus England, die immer ein offenes Ohr hatte und bei jedem abendlichen Glas Rotwein dabei war. Hielke - der fliegende Holländer - ein etwas schräger aber dennoch humorvoller Typ der jede Geschichte zu seiner Geschichte machte. Der dritte im Bunde war Tim aus Deutschland, der die Ausbildung zum Dive-Master absolvierte und für jeden Spass zu haben war. Zudem war er allgemein immer ein sehr guter Zuhörer.
Sätze wie: "Deine Pizza ist denn im Kühlschrank", hörte er zum Beispiel besonders gerne. ;)
Durch mich, die Schweizerin auf Weltreise schloss sich der Kreis.
Multi-Kulturell auf hohem Level. Ich fand gefallen an der zusammengewürfelten Gruppe. Natürlich gab es auch Differenzen die es auch geben musste.
Dafür dass so unterschiedliche Charaktere aufeinander trafen, kamen wir im Endeffekt gut miteinander zurecht und feierten Momente aller Art.
Um dem fast permanenten Lärm der Playa de Palma endgültig entkommen zu können entdeckten wir eine gemütliche Klippe direkt am Meer, nur wenige Minuten zu Fuss von unserer Wohnung entfernt. Dieser Ort galt für einige als ein Ruhepol, zum Ausgleich von dem ganzen Trubel und um richtig abschalten zu können. Ich genoss jede einzelne Sekunde dort. Weiter unten findest du einige Impressionen des Zufluchtsort.
Ein weiteres, für mich sogar eines der schönsten Highlights war jedoch der Besuch von Marietta, ebenfalls eine langjährigen Freundin. Wir kennen uns mit Abstand am längsten, da wir zusammen im selben Dorf aufwuchsen.
Nach einer nervösen Wartezeit am Flughafen, lagen wir uns auch schon kurze Zeit später in den Armen. Diese Person desgleichen nach so langer Zeit wieder sehen zu dürfen war wahnsinnig schön. Zwei Wochen bereisten wir wie die grössten Hippies die Insel. Sprich mit Schlaf- und Rucksack, lockerer Kleidung, leichtes Schuhwerk und ohne BH. Die ersten zwei Tage verbrachten wir in Sollér, dem gemütlichen kleinen Städten eher westlich der Insel. Wie eine Salbe tat die kleine Auszeit mit ihr extrem gut. Unser Ziel stand fest: Einmal im Uhrzeigersinn um die Insel. Anhand abweichender Fortbewegungs-Varianten setzten wir unser Vorhaben in die Tat um. Sehr oft war der Strand unser Bett, die Sonnenstrahlen unser Wecker. Zusammen erkundeten wir die andere Seite von Mallorca, bezogen auf ein Leben als Minimalisten. Wir unternahmen Bergtouren und bekamen die echten, fast unberührten Flecken der Insel zu Gesicht. Nach so vielen Jahren Freundschaft lernten wir uns auf dieser ausgeprägten Reise nochmals auf eine ganz andere Art und Weise kennen. Und das schätzte ich sehr.
Der sommerlich warme Abend vor meinem 21. Geburtstag werde ich so schnell auch nicht mehr vergessen. Die Nacht verbrachten wir an einem gemütlichen Strand, an der Nordküste der Insel. Mit allerlei Lebensmitteln und Wein ausgestattet konnte es losgehen. Eine einzigartige Atmosphäre voller Harmonie entstand, geschmückt mit Gesangseinlagen und nächtlichem Baden.
Die "Repeat"-Taste in meinem Kopf wurde danach bereits einige Male betätigt. Ich liebe es wenn dieser Moment in meinen Gedanken wieder aufersteht.
"Smile, Livia. SMIILEEEE", das ist offiziell der optimalste Titel des Portrait- Bildes, welches der Strassenkünstler Bartholomeus von mir zeichnete. Das ganze geschah genau einen Tag nach meinem Geburtstag. Der Spanier steuerte in der Altstadt von Alcúdia auf uns zu, mit der Frage ob ich für ihn "kurz" als Zeichnungsmodell fungieren könnte. "Just five minutes. You can have the picture. It's for free !"
Mit seinen buschigen Augenbrauen und den kurzen abstehenden Haaren hinter den Ohren erinnerte er mich sofort an eine Eule. Ich mag Eulen. Ich mag auch Kunst. Ich war neugierig. Die Kombination passte !
Bartholomeus war zweifellos künstlerisch begabt, auf seine ganze eigene Art und Weise. Schlussendlich beschreibt dies die Kunst doch am besten, oder ?
Trotzdem stempelte ich sein Gesamtwerk als sehr speziell ab.
Die fünf Minuten entpuppten sich typischerweise als fünf spanische Minuten. Somit war das Bild schlussendlich nach einer knappen Stunde vollendet.
Marietta und ich betrachteten grinsend das eben gezeichnete Portrait. Wer auch immer er da gezeichnet hatte, ich war es nicht.
Als Dank sollte ich ihm eine Cola spendieren. "You buy me a Coca, Livia !"
"Trink Wasser und lass mich in Frieden !", dachte ich.
Die Aktion gilt nach wie vor als Running-Gag, die Geschichte ist und bleibt überaus witzig und amüsant.
Der krönende Abschluss gestaltete sich als ein weiteres Abenteuer. Kurz vor Mariettas Abreise erkundeten wir die durchaus sehenswerte Unterwasserwelt Mallorcas, natürlich bei einem Tauchgang. Der Micha - Super Hero Diver der Tauchschule - unternahm sogar eine zusätzliche Spezial-Tour mit uns. Wir gingen der Sache Wort wörtlich auf den Grund. Es war atemberaubend.
Die Faszination des Tauchen. Wieso tun wir das, was wir tun?
Es gibt einige Aktivitäten auf dieser Welt, bei dessen Ausführung die volle Aufmerksamkeit vonnöten ist. Ob in der Höhe oder in der Tiefe, ob an Land oder unter Wasser. Das Tauchen wird dieser langen Liste hinzugefügt. Wachsam und konzentriert bleiben sowie sich der Situation selbst bewusst sein. Unter anderem diese Punkte gestalten sich wie Untergruppen in unserem Denkvermögen und sind immens wichtig. Es steckt viel mehr dahinter. Der ganze Prozess ist von der psychischen sowie natürlich auch der körperlichen Fitness abhängig. Es ist grandios und faszinierend, wie ein Sport dich in diese Wege leiten kann. Wie, wo und warum man sich am nächsten ist. Je weiter man in die Tiefen des Meeres taucht, desto mehr steigt die eigene persönliche Wahrnehmung. Innerlich sowie natürlich auch auf die Aussicht bezogen. Der ganze Körper befindet sich unter Wasser, die Verhältnisse verändern sich nah und nah. Zur Kommunikation dienen die Handzeichen. Kein Gequatsche. Keine Gespräche. Stille. Du und dein Körper, die zwei stehen (oder tauchen) jetzt im Mittelpunkt. Es dreht sich um dieses Gefühl, im Einklang mit deiner Person selbst zu sein. Um so ausgeglichen mit und in der Welt leben zu können.
Und genau das zusammen mit einer Person erleben zu können der man sehr nahe steht macht das ganze noch spektakulärer.
Deine Gegenwart genoss ich in vollen Zügen, gracias guapa.
Damit ich den Open Water Diver Tauchschein absolvieren konnte, verschob ich mein ursprüngliches Abflugdatum um zwei Wochen.
Mallorca entpuppte sich als eine wahnsinnig lehrreiche Zeit:
Als eine spanische Tänzerin bezeichnete man auch ein Unterwasser Lebewesen. Marietta und ich wissen nun dass man einen Hobbit leider aus unerklärlichen Gründen nicht in ein Hostel mitnehmen darf.
Zudem warf man am Ballermann neben Geld auch Klobrillen aus dem Fenster und wenn einige Abends schnarchten, schnorchelten wir.
Ich blicke auf eine ereignisreiche Zeit zurück mit jeglichen Höhen und Tiefen. Erinnerungen die mich für immer an diesen Ort fesseln und zurückkehren lassen, ob physisch oder psychisch. Tägliche kleine, selbst gesteckte Ziele spielten dem persönlichen Endergebnis zu. Somit steht der Erreichung der eigenen Weiterbildung und Zufriedenheit nichts mehr im Wege. Jedes noch so kleinste Detail verhalf mir bei der Formung meines Empfindens, meiner Wahrnehmung und meines Auffassungsvermögens.
Du bleibst ein Zufluchtsort, Mallorca.
Vorübergehende Endstation. Du bist nun am Ende meines Reise-Blogs angelangt. Die Website wird jedoch auch in Zukunft existieren, es geht weiter !
Im folgenden Beitrag findest du anschliessend meine Gedanken zu der ganzen Reise, den verschiedenen Themen sowie den Ablauf meiner Ankunft.
Weiss auf schwarz.
Die letzte Bilder-Serie zu Mallorca möchte ich dir jedoch nicht vorenthalten ! Ein paar wenige Handy Fotos sind dabei, alle restlichen Bilder habe ich natürlich mit meiner Spiegelreflex-Kamera geschossen.
Die Fotografien sind auf drei Bildergalerien aufgeteilt.
Viel Spass :)
18.02.20
Seit über vier Monaten bin ich nun wieder zurück in der Schweiz. Zurück in meiner Heimat, im gewohnten Umfeld.
Knapp neun Monate lebte ich aus dem Koffer, durfte verschiedene Kulturen kennenlernen und schloss Freundschaften auf der ganzen Welt. Zudem wurde ich reichlich mit allerlei Geschichten und Erlebnissen gefüttert, mein Wissensdurst ist vorübergehend gestillt.
Der letzte Abend vor meiner Abreise schien noch so weit entfernt zu sein. Doch plötzlich war er da. Genauso emotional der Abschied von meiner Familie und meinen Freunden war, war auch das ersehnte Wiedersehen. Ich kam lange nicht wirklich mit der Situation klar wieder hier zu sein, daher verfasse ich diesen Eintrag auch erst jetzt.
Es stellte sich als äussert schwierig heraus, den Eingang der Realität wieder zu finden. Vor allem wenn man zahlreiche Orte dieser Welt entdeckte und nun genau weiss wie das Leben auch anders aussehen und geführt werden könnte. Auf eine nicht herkömmliche und vorgegebene Art und Weise.
Auf Grund der Arbeitswelt kam ich endgültig wieder in der Schweiz an.
Vor ziemlich genau einem Jahr schrieb ich den ersten Blog-Artikel, damals in New York. Nun bin ich wieder hier. In der kalten verschneiten Schweiz, trinke meinen jamaikanischen Kaffee und lasse die ganze Reise Revue passieren.
Ein riesiges Bild welches ich gemalt habe, ziert immer noch Andre's Wohnzimmerwand in Jamaika. Sein Kätzchen, dem ich damals den Namen "Coira" geben durfte, wird bald ein Jahr alt. Andre verwendet zudem immer noch alte, teilweise kaputte Mac Computer um sein Schiebe-Fenster offen behalten zu können. Somit unterstützt Apple nun Windows. Reiseführer Bücher sind ihm natürlich immer noch immens wichtig. Diese sind nach wie vor im täglichen Gebrauch: Durch die perfekte Dicke der Bücher wackelt sein Esstisch nämlich nicht mehr so stark.
Der österreichische, in Jamaika lebende Käpt'n Blaubär stoppt seine Reise-Touren natürlich nicht und bekommt weiterhin nette Bewertungen auf Tripadvisor.
Währenddem Jamaika's Stiefelriemen Bill aka Ritchie Turner mit seinem Sohn per Videochat kommuniziert, öffnet er mittlerweile bereits seine (heutige) zweite Flasche Rum. Vor ihm befindet sich ein Teller mit seiner geliebten Leibspeise: Gekochter Krebs.
Auf Grund dessen demonstrieren der frustrierte Mr. Krabs und dessen Cousins für ihre Rechte und zetteln somit eine Revolution rund um Turner's Haus an. Jedoch macht ihnen Ritchie's Nummer eins Verteidigungsarmee einen Strich durch die Rechnung. Diese besteht aus einem wilden Hunderudel und einem hungrigen Krokodil welches in Ritchie's Garten lebt. Ein paar Schlangen sind im Notfall auch noch einsatzbereit. Ebenfalls mit von der Partie: Ein bekiffter Polizist auf seinem Motorrad. Nur zusammen sind sie stark !
Mein Verlangen nach der sogenannten "Schoko-Pudding-Frucht", die unter anderem in Rasta Tom's Garten wächst, wird immer grösser. Ebenfalls vermisse ich das jamaikanische Sonntags-Ritual-Menü, nämlich Reis und Bohnen mit Gemüse. Glücklicherweise konnte ich einige jamaikanische Rezepte mit auf den Weg und zurück in die Schweiz nehmen.
Fuckin' Fabulous Frank aus Mexico bekam einen neuen Kumpanen. Den beiden gehört nun die gesamte oberste Etage in Jason's Regal.
Gonzalo befindet sich nach wie vor auf der Insel "Holbox" in Mexico und verbringt mit seinem Kuss eine einmalige Zeit. Zusammen mit den zwei anderen Hunden besucht er nun das Festland.
Jesus, ebenfalls mexikanischer Abstammung, hat nun nach langer Zeit eine Partnerin gefunden, ohne zu suchen. Sein Kumpel Allen aus Nashville möchte nun endlich auch andere Orte der Schweiz, abseits Interlaken bereisen. Mit reichlich Toblerone im Gepäck kann's los gehen.
Bilbo Beutlin lebt immer noch in Connecticut nähe New York und anscheinend hatte ich einen Teufel in meinen Braids. Zumindest behauptete dies ein über 50 jähriger "Tätowierer" aus New York.
Wusstest du, dass es englische Strandlaternen nicht nur in Grossbritannien, sondern auch auf Mallorca gibt ? Reihenweise liegen sie an der Küste. Nach einem Bad in der prallen Sonne können sie nun primär als alternative Ablösung einer roten Ampel verwendet werden.
Whity out !
Abseits der oben genannten Tatsachen lernte ich ein anderes Element sehr gut kennen: Wasser.
Sei es den Surf-, Kayak- oder Tauchbereich.
Mit meiner kleinen Gitarre fing ich einige Inspirationen ein in jeglichen Musik-Bereichen. Bezogen auf die Musikszenen der verschiedenen Orte die ich besuchte.
Erinnerungen gingen buchstäblich unter die Haut. Auch wenn es schmerzhaft war. Einige zieren nun meinen Körper.
Die vielen Monate die ich unterwegs war entpuppten sich als eine reine Achterbahn-Fahrt. Mental überstand ich einige Höhen und Tiefen.
"Jede Erfahrung ist eine gute Erfahrung", würde nun mein Vater sagen. Und das waren sie auch. Ich lernte mich selber besser kennen und lernte dunklere Kapitel am besten zu meistern. Zudem hatte ich das grosse Glück, dass ich drei meiner besten Freundinnen auf meinem Trip sehen und mit ihnen eine einmalige Zeit verbringen durfte.
Unvorhersehbare Dinge geschahen, für die ich Feuer und Flamme war und tatsächlich immer noch bin. Beispielsweise hätte ich nie gedacht, dass ich mit einem Tauchschein im Gepäck zurück in die Schweiz fliegen würde !
Durch die Tauchschule wurde ein Tor geöffnet. Ein ziemlich grosses sogar, welches zukünftig noch breiter und ausgeprägter wird.
Die altbekannte Mallorca-Atmosphäre ist wieder auferstanden, wenn auch nur ansatzweise. Tauchschule Tim besuchte mich in der Schweiz für ein paar Tage, zusammen machten wir die Pisten in den Alpen unsicher. Natürlich ist das Kapitel Mallorca noch lange nicht ab vom Tisch. Ich entschied mich nämlich dazu, dieses Jahr die Ausbildung zum Dive-Master anzutreten. Natürlich in Mallorca. Somit sehen wir uns bald wieder. ;)
Aus Neugier erstellte ich eine kleine Übersicht bezüglich meiner tatsächlichen Reisedauer in verschiedenen Sparten.
Während 249 Tagen bereiste ich total genau 10 unterschiedliche Orte.
3240 min/ 54 h /2.25 d verbrachte ich zusammengezählt im Flugzeug. Insgesamt legte ich eine Luftlinie von insgesamt 29’778 km hin.
Fliegen ist und bleibt eine aufregende und schnelle und Art zu reisen. Trotzdem möchte ich die Fortbewegungsmittel bezüglich den nächsten Reisen vermehrt auf Zug oder Auto lenken.
Ganz allgemein gesehen kann ich nun nachvollziehen wie unheimlich wichtig das Reisen für die eigene Seele ist. Denn Alleinreisende suchen etwas, sie suchen etwas bestimmtes. Fehlende Puzzleteile wurden aufgedeckt, je nach dem sogar zu einem noch unvollständigen Bild hinzugefügt. Ich fühle mich nun geerdet, bin irgendwie angekommen. Habe klare Ziele vor Augen.
Im Ausland lernte ich ebenfalls die Schweiz auch sehr gut kennen, sowie auch zu schätzen was wir haben. Wir leben hier auf einem sehr hohen Niveau und verlernen teilweise unbewusst zu leben und zu geniessen. Ich sehe meine Heimat nun mit anderen Augen.
Also: Breche aus deinen gewohnten vier Wänden aus, nimm dir Zeit um deinen Horizont zu erweitern. Denk' nicht zu viel darüber nach, tu es einfach. Denn es lohnt sich. Go for it !
Vielen Dank für die schönen Erinnerungen und diese grandiose Zeit. Auf ein weiteres !
Ebenfalls ein herzliches Dankeschön an dich. Danke für den Support, ich hoffe du konntest auf diese Art und Weise ein bisschen mitreisen.
Gerne darfst du natürlich dein Feedback in der Sparte "Kontakt" hinterlassen. Ich habe meine Impressionen offengelegt und nun bist du an der Reihe ;)
Abenteuerliche Grüsse
Livia